Full text: Vom Kurhut bis zur Kaiserkrone

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Der königliche Forscher hatte auf dieser Orient-Fahrt seine 
kunstgeschichtlichen Studien an den großartigen Denkmälern der 
alten Kulturvölker von neuen: belebt, und wie der „Protektor 
der deutschen Museen" durch die Förderung vaterländischer Kunst 
und Wissenschaft gezeigt, nutzbar gemacht. Er hatte Land und 
Leute, ihre Sitten und Gebräuche in Alt-Hellas und in Neu- 
Griechenland kennen gelernt, hatte mit frommer Wehmut die ge¬ 
weihten Stätten betreten, wo der Heiland gelebt, gelitten und 
gestorben, uud dann als Hochgenuß im Wunderfamen Pharaonen¬ 
land jener für deu Weltverkehr so Epoche machenden Eröffnung 
des Suezkanals beigewohnt. Gewiß hat er damals gewünscht, 
daß sein Vaterland sich, wenn auch nicht so großartiger, so doch 
ähnlicher Verkehrswege erfreuen möchte, -— und dieser Wunsch 
ist in unseren Tagen durch den Nord-Ostsee-Kanal in Erfüllung 
gegangen. 
Aus „Kaiser Friedrich der Gute" von I. Ohrein. Bouu, Hauptmann. 
Aus der Lndenszeit des Kaisers Friedrich. 
1. Der Kronprinz in San Remo. 
Im Mai 1887 hörte man zuerst, daß der Kronprinz hals¬ 
leidend sei, und Professor von Bergmann dieserhalb befragt habe. 
Während des Sommers besserte sich das Leiden des hohen Kranken 
so, daß er zum fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum der Königin 
Viktoria nach London reisen konnte, und bei dem Festzuge zur 
Feier des Jubiläums wurde von den ans die Ausbildung des 
Körpers so großes Gewicht legenden Engländern allgemein aner¬ 
kannt, daß unter all den Hunderten fürstlichen Gestalten keine so 
ritterliche Heldengestalt war, als der deutsche Schwiegersohn der 
Königin, unser Kronprinz Fritz. 
In England befragte der Kronprinz auch den berühmten 
Arzt für Kehlkopfleiden Sir Morell Mackenzie. Dieser wie auch 
deutsche Ärzte rieten ihm zur schnelleren Heilung nach Italien 
zu gehen. Unter den südlichen Gestaden genießen zwei einen 
besonderen Ruf als Winteraufenthaltsorte für Kranke und Rekon¬ 
valescenten. Es sind die Riviera, wie man den Küstenstrich 
zwischen Genua und Marseille nennt, und der Golf vou Neapel. 
An dem blauen ligurischen Golf am Fnße des grünen Mont 
Bignone (sprich: Mong Binjon) liegt auch das liebliche Fischer- 
städcheu Sau Remo, wohin unser kranker Kronprinz nunmehr reifte.*) 
„Deutschlands Herz schlägt nach San Remo," wie der Bericht¬ 
erstatter einer Berliner Zeitung dem teuren Kranken sagte, als 
ihn der hohe Herr mit bekannter Leutseligkeit ansprach. 
*) Vorher hielt sich der Kronprinz einige Wochen inToblach iuSndtirol auf.
	        
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