Full text: Vom Kurhut bis zur Kaiserkrone

war ein durchaus sanfter unb schmerzloser. Es war kein Todes¬ 
kampf, es war ein langsames Ausatmen bes Lebens. Unmittelbar 
nach betn Ableben trat Mackenzie ein, um zu konstatieren, baß 
das Herz zu schlageu anfgehört habe. Die Kaiserin brach mit 
lauter Schmerzensklage an ber Leiche nieder, Kronprinz Wilhelm, 
ber nunmehrige Kaiser, geleitete bic laut Weinende aus bent 
Sterbezimmer hinweg. Tie übrigen Fürstlichkeiten verweilten 
noch einige Zeit in stillem Gebet bei bent Toten. Dann würbe 
anch bie Dienerschaft herein geführt, um Abschieb von ihrem 
guten kaiserlichen Herrn zu nehmen. 
Nach Baden-Baden zur kranken Kaiserin-Witwe Angnsta 
sanbte bie trauernde Witwe Kaiser Friebrichs solgenbes 
Telegramm: „Um Deinen einzigen Sohn weint biejenige, bie so 
stolz unb glücklich war, seine Frau zu sein, mit Dir, arme 
Mutter! Keine Mutter besaß einen solchen Sohn! Sei stark, 
stolz in Deinem Kummer! E r ließ Dich noch heute grüßen. 
Viktoria". 
Groß, wie bie innige Teilnahme aller Völker währenb ber 
Krankheit Friebrichs bes Guten gewesen, war auch bie Trauer 
bei beut Hinscheiden bes königlichen Dulders. Alle europäischen 
Regenten richteten Beileibstelegramme an bett neuen Kaiser 
Wilhelm. Die Deutschen in Chicago, Neu-Orleans unb Valparaiso 
gaben ebenfalls telegraphisch ihrer Trauer Ausbruck. Zahlreiche 
Blumenspenden sind dem hochseligen Kaiser gewidmet worden. 
Auch schlichte Sträußchen wurden an der Bahre Kaiser 
Friedrichs von Frauen und Männern aus dem Volke niedergelegt, 
und diese zeigten so recht, wie beliebt der edle Monarch auch bei 
den Armen war. Zeugten die schlichten Kränze, welche die Armut 
gespendet, doch noch lauterer als die kostbaren Spenden, daß 
Kaiser Friedrich ein Vater seines Volkes war. 
Aus dem Leben des Kaisers Withetrn II. 
(Nach „Das Echo".) 
Die Eröffnung des Reichstages 1888. 
Einer der hervorragendsten und denkwürdigsten Tage der 
neueren Geschichte unseres Vaterlandes wird jedenfalls der 
25. Juni 1888 sein, der Tag, an welchem Kaiser Wilhelm II., 
umgeben und gefolgt von sämtlichen Fürsten des Reiches, den 
ersten Reichstag seiner Regierung eröffnete. 
Um ihn sind die Sinnbilder der königlichen Macht ausgelegt, 
die Krone von Preußen, Scepter und Reichsapfel. Hinter dem 
Throne werden das Reichsbanner und das Reichsschwert empor¬ 
gehalten. Ten Thron umgeben die Vollzieher feines königlichen
	        
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