Full text: Schleswig-Holstein in geographischen und geschichtlichen Bildern

Geographisches. 
lichen Anblick. Sie war einst die erste Stadt Pommerns und ein wieh- 
tiges NMitglied des Hansabundes. Damals war sie sehr reich. Prãchtige 
Kirchen, wie die St. Marien-, St. Nikolai- und St. Jakobikirehe, zeugen von 
ihrer einstigen Bedeutung. Die innere Ausstattung und Ausschmũckung 
dieser Kirchen erinnert vielfach an die Zeit, als Stralsund unter schwe- 
discher Herrschaft stand. Wunderschön ist das Rathaus mit seinem durch- 
brochenen Giebel, welches in neuerer Zeit wiederhergestellt ist. Nach 
der Landseite zu ist Stralsund von Teichen umgeben, durch welche 
schmale Dämme hindurchführen. Früher war die Stadt eine starke See- 
festung, heute ist sie entfestigt. Nur der Dãnholm, eine kleine Insel bei 
Stralsund, ist befestigt und kann im Notfalle mit Kanonen besetzt werden. 
2. Erinnerungen. Reich ist die Stadt an erhebenden Erinnerungen. 
Einst war sie so mächtis, daß sie gegen nordische Kõnige siegreiche 
Kriege führen äonnte. An diese Zeit erinnert besonders das prãchtige 
Rathaus. Im Jahre 1316 versuchte der Danenkõnig Erich die wehrhafte 
Stadt in seine Gewalt zu bringen. Er belagerte sie mit einem gewaltigen 
Heere zu Wasser und zu Lande. Dennoch vermochte er nicht, sie zu 
erobern. EVines Tages nahmen die Bürger sogar eine Schar feindlicher 
Ritter im Hainholze, nahe bei der Stadt, gefangen. Diese Gefangenen 
mußten später für ihre Freigebung 8000 NMark Silber (96000 Mark) 
Lösegeld zahlen. Nach siegreich beendigtem Kriege erbauten die Bürger 
für dies Lösegeld das schöne Rathaus. 
Auch der gewaltige Wallenstein belagerte Stralsund im Jahre 1628 
vergeblich. Er hatte sein Zelt unter einer Eiche im Hainholze aufge· 
schlagen. Im Gebiete des früheren Hainholzes zeigt man noch heute einen 
Baum und einen groben Stein als geschichtliche Erinnerung an diese Be- 
gebenheit. Der 24. Juli, an welchem Tage Wallenstein abzog, wird alljühr⸗ 
lich als Wallensteinstag von den Stralsundern festlich begangen. Es wird 
an diesem Tage eine kirchliche Feier abgehalten, an welche sich nach- 
mittags das eigenartige, sogenannte ,Hohnblasen“ durch Vortrag der alten 
„Stralsunder Fanfaren“ vom Turme der Nikolaikirche herab und weiterhin 
ein Konzert auf der „Vogelwiese“ — dem „Schützenplatze“ — anschließt. 
In Stralsund war es aueh, wo am 31. Mai 1809 der tapfere preuhisehe 
Major von Schill im Kampfe gegen die Schergen Napoleons den Helden- 
tod fand. Noch heute zeigt man in den Straßen Stralsunds die Stelle, 
die das Blut des edlen Helden genetzt hat. B. T. nach Temme 
5. Eine Rügenfahrt. 
1. Von Stralsund bis Polchow. In dem neuangelegten Hafen von 
Stralsund besteigen wir ein Dampfschiff und schlagen zunächst die nördliche
	        
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