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III. Vereinigung Schleswigs mit Holstein.
1. Die Schlacht bei Bornhöved.
Eine stürmische und wechselvolle Zeit verlebte Holstein unter
Adolf HL, der seinem Vater in der Regierung gefolgt war. Sein
stolzer unruhiger Sinn trieb ihn zu tollkühnen Unternehmungen
und stürzte ihn in Gefahren, die er hätte vermeiden können. Nach
mancherlei Schicksalen schloß er sich im Jahre 1189 dem berühmten
Kaiser Friedrich Barbarossa an und begleitete ihn auf seinem
Kreuzzuge nach dem heiligen Lande. In Tyrns kehrte er wieder
um, da er hörte, daß Heinrich der Löwe, der sich mit dem
Kaiser entzweit hatte und der danach strebte, ein festes
Reich in Norddeutschland zu gründen, in Holstein ein¬
gefallen sei. Unterstützt von anderen Fürsten gelang es Adolf,
sein Land wieder zu erhalten und feine Macht durch die Lehns-
herrfchaft über die Grafschaft Stade nebst Ditmarschen zu ver¬
mehren.
Größeres Unglück brach von Norden her über ihn und sein
Land herein. Die Herstellung der verfallenen Reinoldsbnrg auf
der Eiderinfel und andere Ursachen veranlaßten einen Krieg mit
dem dänischen Könige Knud VI. Dieser war ein Enkel Knud
Lawards, ein Sohn Waldemars des Großen (der in dem
zerrütteten Dänemark den Grund zu neuem Glanze gelegt hatte),
ein Schwiegersohn Heinrichs des Löwen. Da " die Dänen
im Frühjahre des Jahres 1200 an der Eider mit einem über¬
legenen Heere erschienen, so sah Adolf sich genötigt, die Reinolds-
' bürg an Schleswig abzutreten und seinen Ansprüchen auf Ditmarschen
zu entsagen. Glücklicher war er dagegen in feinem Streben, den
Söhnen Heinrichs des Löwen die Lauenburg zu entreißen, nach
welcher Knud VI. gleichfalls getrachtet hatte.
Im folgenden Jahre, als Adolf in einem raschen Kriegszuge
Ditmarschen wieder einnahm, drang der Herzog Waldemar von
Schleswig, der Bruder des Königs Knnd, in Holstein ein. Adolf
wurde wiederholt geschlagen (namentlich bei Stellan, südöstlich
von Kellmghusen) und endlich, am zweiten Weihnachtstage, bei
Hamburg gefangen genommen. Im Laufe zweier Monate hatte
Waldemar fast ganz Nordelbingen erobert; nur die festen Punkte
^egeberg, Travemünde und Lanenbnrg suchten sich noch zu halten.
Im vjahre 1202, als König Knnd in Lübek anwesend war,
um sich von den Einwohnern huldigen zu lassen, öffnete auch das
schloß Travemünde seine Thore, und bald nach der Rückkehr
des Königs mußte sich Segeberg wegen Mangel an Lebensrnitteln
ergeben.
Gleich darauf starb Knud VI., nachdem er 20 Jahre ruhm¬
voll über Dänemark regiert hatte. Sein Bruder Waldemar II
der bisherige Herzog von Schleswig, auch der Sieger, eigentlich