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nicht das Glück hatte, ben Sieg zu erringen. Da er sich von
mehreren beutschen Fürsten verlassen sah, so war er genötigt, ben
gänzlichen Rückzug anzutreten, zumal ba auch ber kaiserliche Felb-
herr Wallen st ein mit einem Heere sich näherte.
Die beiben berühmten katholischen Heerführer, Tilly uub
Wallenstein, brangen im Jahre 1627 in Holstein ein, um
ihren ausgehungerten Armeen Unterhalt zu verschaffen. Tilly
zog gegen bas Schloß Pinneberg, besten Besatzung sich wegen
Mangel an Munition ergeben mußte; Wallenstein nahm bas
Schloß Haselbors an ber Elbe itrtb belagerte bann bas feste
Schloß Breitenburg an ber Stör, welches nach tapferer Gegen¬
wehr in einem Sturmangriff erobert wurde.*) Auch Renbsbnrg,
Itzehoe nnb Krempe gerieten in bie Hänbe ber Feinbe; nur
Glückstabt hielt sich währenb bes ganzen Krieges. Schleswig-
Holstein uub Jütlaub würben von ben wilben feinblichen Trup¬
pen besetzt, welche Greuel aller Art im Lanbe verübten uub ganze
Gegenben burch Branb und Plünderung verheerten. „Das ganze
Lanb war voller Segen unb schwamm int Überflüsse," schreibt ein
Augenzeuge, „aber binnen sechs Monaten kam Verderben über bas-
selbe, und aller Wohlstand war dahin."
Der Herzog Friedrich III. trennte während des Krieges
seine Sache von der des Königs und schloß mit Wallenstein Frie¬
den, wobnrch ein feinbseliges Verhältnis zwischen ben beiben
Landesherren entstaub.
Der unglückliche Krieg, ber unserm Vaterlande so tiefe Wun¬
den geschlagen hatte, wurde endlich durch den Frieden zn Lübek
beendet, 1629. Christian IV. mutzte sich verpflichten, an dem
Kampfe für die Sache der Protestanten keinen Anteil mehr zu
nehmen.
Nach wieder hergestellter Ruhe waren beide Landesfürsten,
denen es jetzt freilich an der nötigen Eintracht fehlte, darauf be¬
dacht, Ackerbau, Gewerbe und Handel wieder zu heben und sich
durch neue Festungen sicher zu stellen. Der Herzog ließ Tönning
befestigen und Schanzen in Stapelholm anlegen; der König er¬
richtete ant Kieler Meerbusen auf der schleswigschen Küste die kleine
Festung Christianspries, die später Friebrichsort genannt würbe.
Als bas Laub noch an ben Folgen bes Krieges zu leiben
hatte, kam bie schon Seite 6 erwähnte Sturmflut vom 11. Okt.
1634, welche bie ganze Insel Norbstrand zerstörte, fast an ber¬
gänzen schleswig-holsteinischen Marsch (wo übrigens bas Deich-
wesen nicht so georbnet war, rote in jetziger Zeit) bie schrecklichsten
*) Gründer der Herrschaft Breitenburg ist Johann Rantzau; dessen
Sohn Heinrich Rantzau hatte das Schloß prachtvoll durch Bildsäulen, Gemälde
und andere Kunstwerke ausgeschmückte — Wallenstein ließ in dem Schlosse ein
fürchterliches Blutbad anrichten. Die „Wallensteinseiche", unter welcher Wallen¬
stein stand, als er den Sturmangriff kommandierte, ist 1875 umgeweht.