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ruhe, welches in der Nähe der gleichnamigen Eisenbahnstation. hegt und durch
seine herrliche Umgebung weit berühmt ist. Von hier führen fülle chatüge Fu߬
wege durch den Wald, die an einzelnen Stellen die reizendsten Ansichten barbieten.
Jrt dem anmutigen Thale der Bille ladet das Holfteinifche Reinbek, wo im
Jahre 1858 eine Wasserheilanstalt gegründet wurde, zu einem Besuche em.
Der Name „Sachsenwald", mit welchem die Weltgeschichte unserem
Volksstamm ein schönes Denkmal gesetzt hat, ist wahrscheinlich schon zur Zeit
Karls des Großen entstanden. Derselbe gründete nämlich eine Grenzbefestigung
zwischen dem Lande der Sachsen und dem Lande der Wenden, die sich längs
der Delvenau erstreckte und sich dann nach der Quellgegend der Bille hmzog. ^n
alter Zeit hatte übrigens der Wald eine viel größere Ausdehnung, da er ostuch
ganz bis zur Delvenau reichte, weshalb er auch Delvenau-Walb genannt
rourbe. Es scheint jedoch, daß er im 16ten Jahrhundert schon ungefähr auf die
jetzigen Grenzen eingeschränkt war. Im Jahre 1549 würbe ben Herzogen von
Sachsen-Lauenburg ber Besitz bes Walbes, den sie gerne als „Herzogenwald"
bezeichneten, streitig gemacht, indem die Hanfastäbte Hamburg unb Lübek bie
sübliche Hälfte besseren beanspruchten. Das ganze Walbgebiet ist aber bei bem
Herzogtum Lauenburg geblieben. „ r , m .
Im Jahre 1871 erlangte der Sachsenwalb baburch eine befotibere Berühmt¬
heit, baß unser König ihn bem Fürsten v. Bismarck in Anerkennung feiner
großen Verbienste um bas Vaterlanb als eine Dotation zum Eigentum übergab.
Seit biefer Zeit hat auch bie Station Fri eb ri ch s r uh e ein anderes Ge¬
präge erhalten Von den Anlagen bes Grafen Fri ebrich von ber Lippe, ber
hier im Jahr 1767 ein Jagbfchloß mit Nebengebäuben errichtete, war nur noch
bas sogenannte „Logierhaus" vorhanben. Dieses Haus hat ber neue
Eigentümer erweitert unb zu einer fürstlich en Wohnung eingerichtet.
Wenn ber Fürst nicht anwefenb ist, bürfen Neifenbe unter Führung bes Kastellans
sowohl bas Schloß als auch ben Park in Augenschein nehmen.
Der Segeberger Kalkberg.
In Holstein ragt am östlichen Ranbe ber Heibesteppe ein Berg empor,
ben bie Gelehrten als bie größte Naturmerkwürbigkeit unseres Lanbes bezeichnen.
Derselbe unterfcheibet sich baburch von allen übrigen Anhöhen, baß er nicht aus
Sanb ober Lehm, fonbern aus einer harten, festen Gipsmasse besteht.
Es ist ber Segeberger K a l k b e r g, ber sich 85 m über ben Spiegel ber
Oftsee, 60 m über bie Oberfläche bes naheliegenben „großen Sees" erhebt. _ Er
hatte ursprünglich einen kegelförmigen Umriß; burch bie fortgesetzte
Benutzung bes Gipses, ber früher befonbers für den Hamburger Markt in großen
Masten gebrochen rourbe, ist aber feine Gestalt wesentlich veränbert worben.
Eine keffelförmige Vertiefung an ber Sübfeüe unb ber „kleine Segeberger See",
ber feinen Fuß bespült, sollen baburch entstauben fein, baß bas Erbreich an
biefen Stellen plötzlich gefunken ist. Der Gips wirb jetzt unten im Berge mit
Stangen losgebrochen, ober mit Pulver losgefprengt, in großen Brennöfen mürbe
gebrannt unb zuletzt auf einer Mühle gemahlen. Der so bereitete Gips kommt
als Mörtel unter bem Namen „Segeberger Kalk"*) in den Hanbei. Von ben
Drechslern aber wirb ber rohe Gipsstein sehr geschickt zu allerlei geschmackvollen
Ziersachen verarbeitet. — Im Jahre 1869 rourbe am Berge in einer Tiefe
von reichlich 140 m ein so bedeutendes Steinfalzlager erbohrt, daß die Staats-
*) Der innere Kern des sogenannten „Segeberger Kalkbergs" ist A n-
hydrit (schwefelsaure Kalkerde ohne Wasser); ber Mantel um biefen Kern
besteht aus Gips (schwefelsaure Kalkerbe mit Wasser); außerbem finbet sich
an einer Seite als Schalengeftein ein aschgrauer bis schwärzlicher Dolomit (kohlen
saure Magnesia-Kalkerbe). Was man sonst im gewöhnlichen Leben „Kalk" nennt,
ist kohlensaurer Kalk. Im Segeberger unb Lüneburger Gips hat man
Bor aeiten gefunben.