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Auf das Fortschreiten der Dünenketten von Westen nach Osten deuten
aber auch geschichtliche Nachrichten hin Unbekannt ist, wie viele Krrchen
nach einander das unglückliche Dorf Rantum auf der Halbinsel Hörnum
bat, dessen ehemaliger Platz jetzt roeit im westlichen Meere liegt; werter nördlich
ist an der Westseite der Flecken Wenningstedt mit dem berühmten Fnesenhasen
untergegangen; das alte Dorf List mit seiner Kirche lag eine halbe Merle werter
westlich, als die wenigen jetzigen Häuser 2C. ,
Unsere Staatsregierung ist übrigens bemüht, dem serndlrch zerstörenden-
Meer an der Westküste von Schleswig-Holstein Einhalt zu thun und zugleich dem
freundlich aufbauenden Meere 9tuhe zu verschaffen, um neues Sand zu bilden.
Qu diesem Zwecke hält Herr Dr Meyn 2 Dämme für erforderlich, einen, der
bie Insel Föhr mit der Insel Amrum und einen, der die Insel ä y 11
(an ber Ostspitze ber Halbinsel Morsum) mit bem Festlanbe verbindet. Nach
Vollendung dieses letzteren Werkes könnte eine Sekundärbahn von Sondern über
Hoyer, einen Halbkreis beschreibend, bei List unmittelbar an dre L r st e r R e e d e
geführt werden Käme Sylt auf diese Weise in ununterbrochene Verbindung
mit dem Herzen Deutschlands, so würde der Zustrom der Reisenden nach dem
unübertroffenen ausgedehnten Badestrand gewiß noch stärker werden, wodurch
vielleicht ebenso sehr als durch den Anwachs die Wohlfahrt der Insel gefordert
werden könnte. Möge denn mit Gottes Hülfe an unserer Sbeftfüfte auf das
Jahrtausend der Zerstörungen ein Jahrtausend der Neubildungen folgen!*)
III. Die Gewässer.
Der größte unb wichtigste Fluß bes Laubes ist bie Ei ber,
bie zugleich baburch merkwürbig ist, baß sie auf ber östlichen Seite
bes Lanbesrückens ihren Anfang nimmt unb boch in bie Westsee
münbet. Wie bie Franzosen immer bie Rheingrenze Norberten, so
gab es im bänifchen Reiche eine Partei, welche bie Losung an¬
stimmte: Dänemark bis zur Eiber! Zum Glück gilt jetzt von biesem
Flusse, was E. M. Arnbl einst von bem Rhein behauptete: „Er
ist Deutschland Strom, aber nicht Deutschlanbs Grenze."
Die Eiber entspringt süblich von Kiel, burchströmt ben Both-
kamper See unb schlägt, nachbetn sie ben Abfluß bes Borbes-
holmer Sees in sich aufgenommen hat, bie Richtung nach bem
Kieler Hasen ein. In ber Nähe besfelben erweitert sie sich zu
bem Schulensee, wenbet bann plötzlich nach Westen um unb tritt
in ben schönen Westensee, ber in Verbinbung mit bem weiter
nörblich Gelegenen Flemhuber See ben großen Wasserbehälter
für ben Eiberkanal bitbet. Von hier an bezeichnet sie auf ihrem
110 km langen westlichen Laufe bie Grenze zwischen Schleswig
unb Holstein. Vom Gute Steinwehr an, wo sie sich seeartig
ausbreitet, bis Renbsbürg, wo sie sich in 2 Hauptarme teilt
unb eine kleine Insel umschließt, heißt sie Obereiber, von ba
bis zur Münbung Untereiber. Auf ber Eiberinsel, welche jetzt
bie Altstabt trägt, staub schon im 11. Jahrhunbert bie Reinolbs-
burg, bie später burch Brücken mit beiben Ufern in Verbinbung gesetzt
würbe unb balb in ber Gewalt ber bänifchen Könige war, balb
wieber in ben Besitz ber holsteinischen Grasen geriet. — Die
*) Nach Dr Meyn, „Geognostische Beschreibung der Insel Sylt und
ihrer Umgebung, nebst einer geognostischen Karte".