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Hört man oft ein Glocklein klingen
Aus des Wassers tiefem Grund.
Späte Zeiten will es mahnen
An die Tage, längst entrückt,
Da Der Richter seinen Bahnen
Sichtbar Spuren aufgeblickt."*)
Es scheint übrigens, als wenn bie Reisenben sich burch biese unheimliche
Sage in ihrer stillen Freube an bet schönen Natur nicht stören lassen; Dichter
nennen bie Walbeinsamkeit am Uklei eine „heilige Stätte", einen Ort, „wo ber
Friebe Gottes wohnt".
IV. Klima und Produkte.
Unter Klima versteht man die Neignng eines Landes gegen
die Sonnenstrahlen, überhaupt die Lage eines Landes, besonders
aber die dadurch bedingte Beschaffenheit der Luft. Die uns
umgebende atmosphärische Luft kann kalt oder warm, feucht oder
trocken, gesund oder ungesund, mehr oder weniger elektrisch sein.
Diese Eigenschaften hangen indes nicht bloß von der geographischen
Breite, sondern auch von der Erhebung eines Ortes über die
Meeresfläche, von der Form des Landes, von der Beledenheit zum
Meere, von der Beschaffenheit der Oberfläche, von der Richtung der
Winde und von anderen Umständen ab.**)
Unser Vaterland Schleswig-Holstein gehört der nördlichen
gemäßigten Zone an, wo 4 Jahreszeiten deutlich zu unterscheiden
sind, während in den heißen Gegenden eine trockene und eine nasse
Jahreszeit mit einander abwechseln und in der kalten Zone der
Winter plötzlich in den Sommer übergeht. Da es aber dem Nord¬
pol fast 20" näher liegt, als dem Äquator, so kann unser Klima
eher kalt als warm genannt werden. Die mittlere Temperatur
des Frühlings beträgt 7,8, die des Sommers 16,7, die des Herbstes
9,4, die des Winters 0,5, die des ganzen Jahres also 8,e oder
ungefähr 9° C. Im Süden des Landes ist es übrigens etwas
wärmer als im Norden, an der Westseite, namentlich in den Elb¬
marschen, wärmer als an der Ostseite. Die Dünste des Meeres
mildem sowohl die Hitze des Sommers, als auch die Kälte des
Winters; doch kann das Thermometer an heißen Tagen bis über
+ 31° steigen, an sehr kalten Tagen bis unter — 22° C sinken.
Bei anhaltendem starken Froste kann die Ostsee gefrieren; die
Nordfee aber, deren Wasser mit Flut und Ebbe auf- und nieder-
*)ChristianSaggau, ber in feinen Gedichten „Bilb unb Stimmung"
bie Sage von Uklei ausführlich dargestellt hat.
**) Für die Westseite unseres Lanbes kommt auch ber Einfluß bes Golf-
stromes in Betracht. Der Golfstrom tritt zwischen ber Halbinsel Floriba unb ber
Insel Kuba aus bem Golf von Mexiko, geht norböftlich bis New-Founblanb,
wenbet sich bann nach Osten unb entfenbet bei ben Azoren einen füblichen Arm
an bie afrikanischen Küsten, einen nörbüchen an bie Küsten bes nörblichen Europas,
selbst bis Spitzbergen hin.