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genannten Prachtbauten sind untergebracht: die Sammlungen der Kupfer—
stiche und die Gipsabgüsse, das Zoologische und Mineralogische Museum und
die weltberühmte Bildergalerie, deren Wert auf mehr als 30 Millionen
Mark geschätzt wird.
Unter den evangelischen Kirchen ist am hervorragendsten die Frauen—
kirche auf dem Neumarkte, die nach dem Muster der Peterskirche in Rom
erbaut worden und deren gewaltige Kuppel staunenerregend ist Vor ihr
steht aus Erz das herrliche Lutherdenkmal. Unweit des Altmarktes steht
die Kreuzkirche, deren gewaltiger Turm dem Dresdner zum Wahrzeichen
der Stadt geworden ist Ein Meisterwerk ist die Johanneskirche, die an
Schönheit die evangelische Hof- oder Sophienkirche, welche ebenfalls im
gotischen Stile erbaut ist, weit überragt.
Auf dem Altmarkte erhebt sich in der Mitte als Siegesdenkmal die
„Germania“, ein vielbewundertes Kunstwerk. Auf hohem Sockel von
rotem schwedischen Granit thront die Germania, aus einem Blocke
tarrarischen Marmors herausgemeißelt. — Von den vielen Denkmälern
Dresdens seien nur noch erwähnt das Reiterstandbild des Königs Johann
auf dem Theaterplatze in Altstadt und das von August dem Starken in
r sladi am Eingange der Hauptstraße, den sogenannten „Dresdner
Linden“.
Neben den Bauten und Kunstschätzen wird das Auge weiter erfreut
durch geschmackvoll hergestellte und wohlgepflegte gärtnerische Anlagen.
Einer der schönsten Erholungsorte der Dresdner ist der einen Flächenraum
von über 450 Hektaren bedeckende „Große Garten“, durch dessen Waldpracht
die lieblichsten Spaziergänge führen. Der westliche Teil desselben wird
eingenommen vom Zoologischen Garten, welcher Tiere aus allen Erdteilen
und Zonen beherbergt.
Teilweise aus: „Bunte Bilder aus dem Sachsenlande“.
27. (30) Leipzig.
Forscht man nach den Ursachen des neuerdings so außerordentlichen
Wachstums mancher Städte Deutschlands, insbesondere auch Sachsens,
so gelangt man zu der Wahrnehmung, daß es bestimmte von der
geographischen Lage bedingte Einflüsse giebt, die einer Ansiedelung nach
und nach zu immer größerer Bedeutung verholfen haben und zu denen
in gewissen Zeitabschnitten die Erfindungen der Menschen, ihr Fleiß, ihre
Betriebsamkenn das Weitere hinzufügten. So ist es auch bei Leipzig.
Wer hätte von den vor mehr als tausend Jahren am Zusammenflusse
der weißen Elster, Pleiße und Parthe sich niederlassenden slavischen
Fischern voraussagen können, daß gerade diese hier erfolgte Ortsgründung
vor vielen anderen ähnlichen in der Umgebung, z. B. Wurzen oder
Grimma, einst einen so gewaltigen Vorsprung und Vorrang, einen so
gebietenden Einfluß erlangen würde? Hier, wo die letzten Ausläufer des
nach Norden sich sanft abdachenden Erzgebirges an die große norddeutsche
Tiefebene stoßen, mitten im Herzen Deutschlands, hier mußten auch die
völkerbelebten Straßen des Handels zusammenstoßen, hier mußten die
noch heute berühmten Messen ins Leben gerufen werden, von hier aus
mußte wieder der Zusammenfluß von allerlei Waren am günstigsten seinen