— 8
und Hamburg mußten dort anhalten. Wenn man ihn an¬
redete, mußte man „Eure Durchlaucht" zu ihm sagen, obwohl
er in seiner Jugend nichts weiter war, als ein einfacher
Gutsbesitzerssohn. Sonst aber müssen Leute, die man mit
„Durchlaucht" anredet, Söhne von Fürsten gewesen sein. Als
Fürst Bismarck einmal den Kaiser in Berlin besuchte, da
wurde er empfangen, wie sonst nur ein König empfangen
wird; ein Zug Reiter mußte seinem Wagen voranreiten und
ein Zug Reiter ihm folgen; er selbst aber mußte mit in des
Kaisers Schloß wohnen. Und als er achtzig Jahre alt wurde,
da reifte der Kaiser zu ihm hin und nahm Abordnungen des
ganzen deutschen Heeres mit, Fußsoldaten und Reiter und
Artilleristen, die die Kanonen bedienen; die alle mußten vor
dem Fürsten Bismarck Parademarsch machen, und der Kaiser
selbst führte sie. Das war ein Gruß, den die ganze deutsche
Armee diesem Manne darbrachte, und eine Ehre, wie sie
sonst nur einem großen König oder Kaiser erwiesen wird.
Wie kommt es denn nun, daß man einen einfachen
Gutsbesitzerssohn so hoch ehrte? Nuu, man ehrt jeden
Menschen nach dem, was er Gutes ausgerichtet hat, und Fürst
Bismarck hat eben mehr Gutes ausgerichtet, als irgend einer
der zu seiner Zeit mit für Deutschland gearbeitet hat. Wenn
Fürst Bismarck nicht gewesen wäre, oder wenn er nicht so
gewesen wäre, wie er wirklich gewesen ist, so gäbe es viel¬
leicht noch kein deutsches Reich. Darum muß jeder Deutsche
wissen, wer Fürst Bismack war und was er als Diener feines
Königs und Kaisers, was er als Abgeordneter, als Minister
und als Reichskanzler geleistet hat; und das will ich euch
erzählen.
Aber ihr wißt noch nicht, was ein Abgeordneter, was
ein Minister, was ein Reichskanzler ist? Auch das sollt ihr
erfahren; denn erstens gehört es notwendig zur Lebensgeschichte
des Fürsten Bismarck, und zweitens muß es jeder erwachsene