Full text: Fürst Bismarcks Lebenswerk

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und Hamburg mußten dort anhalten. Wenn man ihn an¬ 
redete, mußte man „Eure Durchlaucht" zu ihm sagen, obwohl 
er in seiner Jugend nichts weiter war, als ein einfacher 
Gutsbesitzerssohn. Sonst aber müssen Leute, die man mit 
„Durchlaucht" anredet, Söhne von Fürsten gewesen sein. Als 
Fürst Bismarck einmal den Kaiser in Berlin besuchte, da 
wurde er empfangen, wie sonst nur ein König empfangen 
wird; ein Zug Reiter mußte seinem Wagen voranreiten und 
ein Zug Reiter ihm folgen; er selbst aber mußte mit in des 
Kaisers Schloß wohnen. Und als er achtzig Jahre alt wurde, 
da reifte der Kaiser zu ihm hin und nahm Abordnungen des 
ganzen deutschen Heeres mit, Fußsoldaten und Reiter und 
Artilleristen, die die Kanonen bedienen; die alle mußten vor 
dem Fürsten Bismarck Parademarsch machen, und der Kaiser 
selbst führte sie. Das war ein Gruß, den die ganze deutsche 
Armee diesem Manne darbrachte, und eine Ehre, wie sie 
sonst nur einem großen König oder Kaiser erwiesen wird. 
Wie kommt es denn nun, daß man einen einfachen 
Gutsbesitzerssohn so hoch ehrte? Nuu, man ehrt jeden 
Menschen nach dem, was er Gutes ausgerichtet hat, und Fürst 
Bismarck hat eben mehr Gutes ausgerichtet, als irgend einer 
der zu seiner Zeit mit für Deutschland gearbeitet hat. Wenn 
Fürst Bismarck nicht gewesen wäre, oder wenn er nicht so 
gewesen wäre, wie er wirklich gewesen ist, so gäbe es viel¬ 
leicht noch kein deutsches Reich. Darum muß jeder Deutsche 
wissen, wer Fürst Bismack war und was er als Diener feines 
Königs und Kaisers, was er als Abgeordneter, als Minister 
und als Reichskanzler geleistet hat; und das will ich euch 
erzählen. 
Aber ihr wißt noch nicht, was ein Abgeordneter, was 
ein Minister, was ein Reichskanzler ist? Auch das sollt ihr 
erfahren; denn erstens gehört es notwendig zur Lebensgeschichte 
des Fürsten Bismarck, und zweitens muß es jeder erwachsene
	        
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