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„Ach, das es muß erbarmen Got! 
ligst du denn jetzt hie und bist tot, 
o, du treuer und küner helt, 
von Got dem Herren selb erwelt, 
für mich so ritterlich zu kempsen, 
mit Gottes wort mein feint zu dempfen, 
mit disputieren, schreibn und predigen, 
damit du mich denn tetst erledigen 
meiner babylonischen gfengnus, 
aus großer trübsal und gezwengnus, 
darin ich lag so lange zeit 
biß schier in die vergeßenheit, 
von mein feinden in herzenleit, 
von den mir mein schneweißes kleit 
vermeiligt1 wnrt, schwarz und besudelt, 
zerrißen und scheuzlich zerhudelt; 
die mich auch hin und wider zogen, 
zerkrüppelten, krümten und bogen? 
ich wurt geradbrecht, zwickt und zwakt, 
verwuudt, gemartert und geplakt 
durch ir gottlose meuscheuler, 
das man mich kaum kuut kennen mer. 
ich galt endlich gar nichts bei in, 
biß ich durch dich erledigt bin, 
du teurer helt aus gottes gnaden, 
da du mich waschen tetst und baden 
und mir wider reinigst mein roat2 
von iren lügen und unflat 
mich tetst du auch heilen und salben, 
das ich gesnnt ste allenthalben, 
ganz hell und rein, wie im ansang. 
darin hast dich bemüet lang, 
mit schwerer arbeit hart geplagt, 
dein leben oft darob gewagt, 
weil bapst, bischos, könig und sürsten 
gar ser nach deinem blut was dürsten,^ 
dir hindertückisch nachgestelt. 
noch bist du als ein Gotteshelt 
bliben warhaft, treu und bestendig, 
durch kein gefar worden abwendig 
von wegen Gottes und auch mein. 
wer wirt nun mein Verfechter sein, 
weil du genommen hast dein ent? 
wie wird ich werden so ellent, 
verlaßen in der feinde mit?4" 
ich sprach zu ir: „0, furcht dir nit, 
1 beschmutzt. 2 Gewand. 3 Umschreibung für: dürstete. 4 Mitte.
	        
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