Full text: Fürst Bismarcks Lebenswerk

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Landesherrn wollten das nicht, und da hätte der König von 
Preußen erst mit ihnen und wohl noch mit anderen Krieg 
führen müssen, und dazu hatte er damals gar nicht Soldaten 
genug. So lehnte er die Kaiserkrone ab. Es war also doch 
nicht so leicht so ein deutsches Reich zu machen, wie die Leute 
gedacht hatten, ehe sie es selber versuchten. 
Im Jahre 1848 wurde auch iu Preußen die Einrichtung 
gemacht, daß Abgeordnete gewählt werden, die in einem Ab¬ 
geordnetenhause zusammentreten und die Gesetze und den Vor¬ 
anschlag des Haushaltes für das ganze Land beraten. Eine 
solche Einrichtung nennt man gern Verfassung. Nach der 
preußischen Verfassung gibt es außer dem Abgeordnetenhaus 
noch ein Herrenhaus, in dem die großen Gutsbesitzer und die 
Oberbürgermeister sitzen; und das Herrenhaus darf die Gesetze 
ebenso mit beraten wie das Abgeordnetenhaus; aber beim Vor¬ 
anschlag des Haushalts darf es nicht in alle Einzelheiten 
hineinreden, da darf es nur über den ganzen Voranschlag 
„Ja" oder „Nein" sagen. Abgeordnetenhaus und Herrenhaus 
zusammen nennt man den Landtag; wenn die Abgeordneten 
zum Beraten zusammenkommen, so nennt man das eine 
Tagung. Und wenn der König von Preußen jetzt ein Gesetz 
erläßt, so fängt es immer an: „Wir Wilhelm, von Gottes 
Gnaden König von Preußen, verordnen unter Zustimmung 
beider Häuser des Landtages, wie folgt". Dann kommt das, 
was befohlen wird. 
Viele Leute meinen, die preußische Verfassung sei vom 
Könige wegen der Revolution gegeben worden, die am 18. März 
1848 in Berlin war. Das ist nicht richtig. Der König hatte 
sich schon vorher entschlossen die Verfassung zu geben und hatte 
das auch schon bekannt gemacht. Die Berliner wollten ihm 
gerade danken dafür und kamen so zahlreich, daß es ein großes 
Gedränge gab. Aber Soldaten und Bürger waren damals 
wütend auf einander: die Bürger glaubten, daß die Soldaten
	        
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