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haben, desto eher fangen sie wieder Krieg an; darum ist es gut,
daß sie Angst haben vor Straßburg und Metz. Nur deshalb
haben wir seit 30 Jahren Frieden mit Frankreich.
Deutschland nach dem Kriege.
Bis zum Kriege war Bismarck der „Graf von Bismarck-
Schönhausen" gewesen, und als Minister des Norddeutschen
Bundes hatte er bett Titel „Bundeskanzler" gehabt. Nun er¬
nannte ihn sein dankbarer König zum Fürsten und schenkte ihm,
weil ein Fürst auch ein höheres Einkommen haben muß, die
Herrschaft Schwarzenbek im Herzogtum Lattenburg, zu der auch
der Sachsenwald gehört und Friedrichsruh, wo Fürst Bismarck
in seiner letzten Lebenszeit gewohnt hat. Dann wurde er aber
auch der einzige Minister des Deutschen Reiches und bekam den
Titel „Reichskanzler."
Denn das Deutsche Reich hat ja nicht so einfache Ein¬
richtungen, wie ein einzelnes Land; Souverän, Obrigkeit ist
eigentlich ein Verein, der aus allen deutschen Landesherrn unb
den drei deutschen Republiken, Bremen, Hamburg und Lübeck
besteht. Da aber die Landesherrn doch nicht immer zusammen¬
kommen können, um zu beraten, was in Deutschland befohlen
werden soll, so schickt jeder einen oder mehrere Minister oder
Gesandte nach Berlin, und bie kommen zu Beratungen zusammen
und heißen dann der deutsche Bundesrat. Dort stimmen sie
nun auch ab, wenn etwas beschlossen wirb, aber nicht so wie
im Reichstag, wo jeder nach seiner eigenen Meinung Ja oder
Nein sagt; sondern hier stimmen die einzelnen Länder ab. Da
sagt also ein Minister nicht: „Ich, der Minister so und so,
sage Ja zu dem, was vorgeschlagen ist," sondern er sagt: