6H Grundlagen.
Schatz und Mittelpunkt ausmacht. Der Donnerer selbst hatte sie
anfangs entzündet und aufgehalten wird sein strafender Arm, wenn
er beim Nahen seines Gefährtes auf dem Herde das Feuer prasseln
hört. Um den Herd erbaut sich das Leben des Hauses, der Familie,
des Stammes. Und so ergab sich aus der Bedeutung des Gewitter-
gottes als Schützer der Herdflamme eine Fülle von Beziehungen
zur sittlichen Welt. ITCarmbarbt ^95 u. ^96.
Da man aber die Seelen der Menschen unter anderen auch
als im Blitz (= Feuer) geboren ansah, so lag der Gedanke nahe,
daß sie auch nach dem Tode in das Element des Feuers zurückkehrten.
Die Seelen der vorfahren wohnten nun als Schutzgeister in dem
heiligen Herdfeuer und ihre Bildnisse standen einst wirklich auf
dem Herde. . . . Ja wie man täglich und zu besonderen Festzeiten
die Götter und Schutzwesen des Herdes zu ehren gewohnt war,
läßt sich noch annähernd aus einer merkwürdigen nordischen Sitte
entnehmen, der zufolge in Schweden und Norwegen um Lichtmeß,
nachdem früh morgens Feuer im Ofen angemacht, die Familie
mit dem Gesinde sich vor dem Ofen versammelt, ihre Kniee beugt
und etwas Kuchen und Getränke, gleichsam als Opfer für das Feuer,
in den Ofen wirft. So war der Gott der Herdflamme der schützende
Geist gegen alles Ungemach; er war aber auch zugleich unseren
Ahnen der Gott der Heilkraft und der Geburtshilfe.
Pfannenfdjmib, (Emtef. 22 u. 23.
3hnen (den Geistern der abgeschiedenen vorfahren) wurden
täglich und zu bestimmten Zeiten Opfer dargebracht. Das geschah
von Seiten des Hausvaters, der in feiner Familie zugleich Priester
war.
Die Vollbringung dieses Wunders (nämlich durch das Opfer
„in geheimnisvollen Rapport mit der Gottheit zu kommen") geschah
nun dadurch, daß man (entweder der einzelne oder die ganze Ge¬
meinde oder größere verbände oder der ganze Stamm) ein von
der Gottheit gekennzeichnetes und ihr deshalb besonders genehmes
Wesen oder einen besonders genehmen Gegenstand (Mensch, Tier,
Pflanze, Milch, Käse, Butter, Brot, Wasser, wein, Met, Soma usw.),
also etwas ihr Heiliges durch besondere heilige Segensformeln
weihete und sich beim Darbringen dieses Opfers auf Grund irgend
eines Kontaktes mit ihm (Handauflegen, Genießen des Opfer¬
fleisches, Besprengtwerden mit dem Blute der Opfertiere usw.)
mittelbar in geheimnisvolle und wunderbare Beziehung zur Gottheit
setzte und sie so veranlaßte, die in der Segensformel ausgesprochene
Bitte zu erfüllen. 36.
Das Aussprechen des Namens einer Gottheit, so glaubte man,
verleihe dem Menschen ein Mittel direkter Kommunikation mit dem