Metadata: Zwölf denkwürdige Schlachten der preußischen Armee

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griffe weniger ausgesetzt waren, Napoleon also seine Hauptmacht gegen 
den rechten Flügel und das Zentrum Blüchers warf und seine erprobte 
Garde zum letzten Stoß gegen Ligny aufsparte, sowie die weit überlegene 
französische Artillerie ließen bie Schlacht für bie Preußen unglücklich 
ausfallen. Rechtzeitige englische Hilfe konnte vielleicht ben Sieg noch 
erringen helfen, aber Wellington war bei Quatrebras selbst festgehalten 
worben. 
Blücher war kampfunfähig, vor Schmerzen zeitweise besinnungslos 
aus bem Gefechte geschafft worben, unb Gneisen au übernahm ben 
Oberbefehl. In ber Nähe von Bry hielt er inmitten ber Offiziere bes 
Generalstabes unb ber bie Befehle erwartenben Melbereiter, wührenb in ber 
tiefen Dunkelheit bie in guter Orbnung zurückweichenben Truppen vor¬ 
überzogen. Diesmal zauberte Gneisenau nicht, wie 1814 bei Laon, 
sonbern kurz unb biinbig lautete sein Befehl: „Rückzug nach Wawre!" 
Die geschlagene preußische Armee suchte also nicht ben Rückzug nach 
Nainur ober Lüttich, sonbern eine neue Schlacht, Seite an Seite mit 
ben Engländern, von denen sie heute im Stiche gelassen worben war. 
3. Der Rückzug ber Preußen (17. Juni). Napoleon hielt bie 
Preußen für so gänzlich geschlagen, baß sie vor brei Tagen sich gar nicht 
wieder würben sammeln können. Marschall Grouchy erhielt ben Auftrag, 
mit 32000 Mann bie Preußen „im Laufen zu erhalten," führte aber 
ben Befehl so lässig aus, baß er anfangs gar nicht wußte, wohin eigent¬ 
lich bie Preußen gekommen feien; bann vermutete er sie auf ber Straße 
nach Namur, weil seine Vortruppen auf biefer Straße abfahrende 
Batterien unb Gepäckwagen bemerkt hatten. Erst am 17. Juni abenbs 
erfuhr Grouchy, baß ein Teil bes preußischen Heeres nach Wawre 
abmarschiert sei, währenb tatsächlich schon am 16.Juni abenbs bie ganze 
Armee ben Marsch bahin angetreten hatte. Bry unb Sompresse waren 
bis zum 17. Juni vormittags von ben Preußen besetzt geblieben, was 
bie Täuschung Grouchys vervollstänbigte. Bei Tilly war bie Armee 
gesammelt unb georbnet worben. Blücher hatte bie Nacht unter großen 
Schmerzen in Mellery zugebracht. Am Morgen bes 17. Juni ließ er sich 
aufs Pf erb heben unb ritt nach Wawre, überall bie wegen ber grunb- 
losen Wege nur langsam fortkommenden Truppen anfeuernb. Bei 
Wawre stieß bas noch frische Korps Bülows zur Armee, so baß am 
Abeub 4 preußische Korps in unb um Wawre stauben. Wellington 
würbe benachrichtigt unb ließ am Morgen bes 18. Juni anfragen, ob 
Blücher im Falle eines Angriffes ihm mit 2 Korps zu Hilfe kommen 
könne. Blücher antwortete, baß er mit ber ganzen Armee kommen 
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