Die Ungarnfchlacht 933.
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solcher Gewalt zu stürmen, daß sie dieselbe genommen hätten,
wenn nicht die Nacht die Kämpfer am Sehen gehindert hätte. Als
sie aber in dieser Nacht von der Niederlage ihrer Gefährten hörten
und daß der König mit einem mächtigen Heere heranziehe — er
hatte sein Lager bei Riade (am Zusammenfluß der Helme mit der
Unstrut) aufgeschlagen —, verließen sie von Furcht ergriffen das
Lager und riefen nach ihrer weise durch Feuer und ungeheuren
Hauch die zerstreuten Schwärme zusammen. Der König aber führte
am folgenden Tage (\5. März 933) sein Heer vorwärts und er¬
mahnte die Reisigen
„Der Sieg liegt nicht in der Menge des Volkes, sondern ist ein Geschenk
von oben. Denkt an die Wunder Gottes, in welchen er seinen Getreuen stets
feine Macht gezeigt hat, denn vor feinem Angesicht macht das keinen Unter¬
schied, zu befreien mit vielen oder mit wenigen. Steht also als ITC ärmer für den
Gottesdienst, für eure Frauen und Rinder und zeigt durch eure Taten, was ein
solches Volk vermag." Jahrbücher von Pöhlde.
ihre Hoffnung auf Gottes Gnade zu setzen und nicht zu zweifeln,
daß ihnen die göttliche Hilfe gleichwie in andern Treffen beistehen
werde. ... Da sie ihren Feldherrn bald unter den Vordersten, bald
in der Mitte und bei den Letzten weilen sahen und vor ihm die
Hauptfahne mit dem Bildnis des Erzengels Michael, erhielten die
Krieger Zuversicht und große Standhaftigkeit. Der König besorgte,
daß die Feinde — wie es auch eintraf — beim Anblick geharnischter
Ritter sogleich die Flucht ergreifen möchten, daher sandte er ein
Fähnlein Thüringer mit nur wenigen Rittern voraus, damit die
Ungarn die leicht Bewaffneten verfolgen und so bis aus Heer heran¬
gelockt werden möchten. Und so geschah es. Sobald die Feinde
das gewappnete Kriegsvolk erblickten, flohen sie, so daß auf acht
Meilen Cöeges kaum einige wenige getötet oder gefangen genommen
wurden. Das Lager wurde erstürmt und sämtliche Gefangene
wurden befreit.
AIs nun der König siegreich zurückgekehrt war, stattete er der
Ehre Gottes, wie es ihm ziemte, Dank ab für den . . . Sieg. Den
Tribut, welchen er den Feinden zu geben gewohnt war, widmete
er dem göttlichen Dienste und bestimmte ihn zu Schenkungen an
die Armen. Das Heer aber begrüßte ihn als Vater des Vaterlandes;
der Ruf seiner Macht und Tapferkeit verbreitete sich weithin über
alle Völker und Könige. widukind 1, 38, 39.
<2s ist ein Unstern für die deutsche Geschichte, daß ein so wichtiges Ereignis 54
doch nur so ungenügend überliefert worden ist. Das hängt aber eben mit dem
Mangel der Historiographie der Epoche zusammen, die sich aus einseitigen Auf¬
fassungen und aus Nachrichten, die nicht ganz zuverlässig sind, zusammensetzt.
Schon genug, daß wir über die entscheidenden militärischen Momente unter¬
richtet werden: eine Landesverteidigung durch Befestigungen und die Der-