Full text: [H. 3, Teil 1] (H. 3, Teil 1)

Die Ungarnfchlacht 933. 
57 
solcher Gewalt zu stürmen, daß sie dieselbe genommen hätten, 
wenn nicht die Nacht die Kämpfer am Sehen gehindert hätte. Als 
sie aber in dieser Nacht von der Niederlage ihrer Gefährten hörten 
und daß der König mit einem mächtigen Heere heranziehe — er 
hatte sein Lager bei Riade (am Zusammenfluß der Helme mit der 
Unstrut) aufgeschlagen —, verließen sie von Furcht ergriffen das 
Lager und riefen nach ihrer weise durch Feuer und ungeheuren 
Hauch die zerstreuten Schwärme zusammen. Der König aber führte 
am folgenden Tage (\5. März 933) sein Heer vorwärts und er¬ 
mahnte die Reisigen 
„Der Sieg liegt nicht in der Menge des Volkes, sondern ist ein Geschenk 
von oben. Denkt an die Wunder Gottes, in welchen er seinen Getreuen stets 
feine Macht gezeigt hat, denn vor feinem Angesicht macht das keinen Unter¬ 
schied, zu befreien mit vielen oder mit wenigen. Steht also als ITC ärmer für den 
Gottesdienst, für eure Frauen und Rinder und zeigt durch eure Taten, was ein 
solches Volk vermag." Jahrbücher von Pöhlde. 
ihre Hoffnung auf Gottes Gnade zu setzen und nicht zu zweifeln, 
daß ihnen die göttliche Hilfe gleichwie in andern Treffen beistehen 
werde. ... Da sie ihren Feldherrn bald unter den Vordersten, bald 
in der Mitte und bei den Letzten weilen sahen und vor ihm die 
Hauptfahne mit dem Bildnis des Erzengels Michael, erhielten die 
Krieger Zuversicht und große Standhaftigkeit. Der König besorgte, 
daß die Feinde — wie es auch eintraf — beim Anblick geharnischter 
Ritter sogleich die Flucht ergreifen möchten, daher sandte er ein 
Fähnlein Thüringer mit nur wenigen Rittern voraus, damit die 
Ungarn die leicht Bewaffneten verfolgen und so bis aus Heer heran¬ 
gelockt werden möchten. Und so geschah es. Sobald die Feinde 
das gewappnete Kriegsvolk erblickten, flohen sie, so daß auf acht 
Meilen Cöeges kaum einige wenige getötet oder gefangen genommen 
wurden. Das Lager wurde erstürmt und sämtliche Gefangene 
wurden befreit. 
AIs nun der König siegreich zurückgekehrt war, stattete er der 
Ehre Gottes, wie es ihm ziemte, Dank ab für den . . . Sieg. Den 
Tribut, welchen er den Feinden zu geben gewohnt war, widmete 
er dem göttlichen Dienste und bestimmte ihn zu Schenkungen an 
die Armen. Das Heer aber begrüßte ihn als Vater des Vaterlandes; 
der Ruf seiner Macht und Tapferkeit verbreitete sich weithin über 
alle Völker und Könige. widukind 1, 38, 39. 
<2s ist ein Unstern für die deutsche Geschichte, daß ein so wichtiges Ereignis 54 
doch nur so ungenügend überliefert worden ist. Das hängt aber eben mit dem 
Mangel der Historiographie der Epoche zusammen, die sich aus einseitigen Auf¬ 
fassungen und aus Nachrichten, die nicht ganz zuverlässig sind, zusammensetzt. 
Schon genug, daß wir über die entscheidenden militärischen Momente unter¬ 
richtet werden: eine Landesverteidigung durch Befestigungen und die Der-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.