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128 Erzählungen.
abgelegten Feierkleidern. Nun ging es hinaus zu dem Festplatz,
um den ringsum erhöhte Sitze für die Zuschauer errichtet waren.
Die besten Plätze waren für den Kaiser und die Kaiserin mit Blumen
und Kränzen geschmückt worden. Viele Knappen, die wie Bruno
und Odilo mit ihren sperren angekommen waren, noch mit der Keule
bewaffnet, sollten heute das Schwert und damit die Ritterwürde
empfangen. Der Kaiser selbst legte den neuen Rittern das feierlich
vom Priester gesegnete Schwert um und reichte ihnen Schild und
Speer. Nach der Schwertleite erprobten die Schwertdegen ihre
Geschicklichkeit in einem Kampfspiele, bei welchem Bruno und Gdilo
ihrem Waffenmeister alle Ehre machten. Manchen Schildgefährten
hoben sie aus dem Sattel. An Geschenken für die neuen Ritter fehlte
es nicht.
Gegen Abend kehrte der Kaiser mit seinem engeren Gefolge
zur pfalz zurück. Ritter Kunz suchte nun mit den Seinen den Falken-
ecker auf, um mit ihm die Unterbringung seines Sohnes Siegfried
zu besprechen. Andern Tags schon wollte sich Kunz auf den Heim¬
weg machen und nur noch diese Nacht sollte Siegfried mit den
Seinen unter dem gleichen Zeltdache schlafen.
Am Morgen kamen die Fürsten und auswärtigen Gesandten
zur Pfalz, den Kaiser und seine junge Gemahlin zu beschenken.
Der Kaiser selbst ließ von seinem Kanzler eine Urkunde ausfertigen
darüber, was er Beatrix als Morgengabe zugedacht hatte. Zu all
der Lust und Freude freilich paßten die Klagen nicht, welche die
aus der Lombardei eingetroffenen Boten erhoben über die traurigen
Kämpfe, unter denen seit der Heimkehr des Kaisers ihre Heimat
litt. Line neue Heerfahrt nach Italien stand wohl in nicht zu ferner
Zeit bevor. — während der Kaiser erst anfangs )uli Würzburg
verließ, war Kunz nach kurzem, herzlichem Abschied von seinem Sohne
Siegfried und dem Ritter Bero von Falkeneck längst wieder nach
Kunzenstein zurückgekehrt. Dort war es jetzt ziemlich still, denn auch
die beiden neuen Ritter, Bruno und Gdilo, waren von Würzburg
nach ihren väterlichen Burgen gezogen, hatten aber Kunz versprochen,
sobald" ihr Herzog ein Aufgebot zu neuen Kriegsfahrten erlasse,
Seite an Seite mit ihm gegen den Feind zu ziehen. Dazu bot sich
freilich in der Folge mehr als einmal Gelegenheit, nicht nur in
Italien, auch im Norden bei den heidnischen Slaven.
Heinrichs des Löwen Sturz.
Trotzig kühn ragen die Gipfel der wettersteingruppe zum
Himmel auf und vom ewigen Eis und Schnee der Zugspitzgletscher
leuchtet der Widerschein der Morgensonne in den weiten Kessel der