Full text: [H. 3, Teil 2] (H. 3, Teil 2)

Friedrichs erster Zug nach Italien. 
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Nachdem der Steg errungen war, wurde der König von den 
Papienserrt in ihre Stadl eingeladen und trat dort an dem Sonntage 
Jubilate in der Kirche des heiligen Michael unter großem )ubel 
der Bürger im Schmucke der Krone auf. — Auf dem Marsche nach 
der Stadt Rom nun schlug der König bei Diterbium sein Lager auf. 
Dahin kam der römische Papst Adrian (IV.) mit seinen Kardinälen, 
wurde ehrenvoll aufgenommen 
Der Papst erschien in feierlichem Aufzuge, auf einem Zelter reitend, von 245 
allen seinen Kardinälen umgeben; der Erzbischof Arnold und viele andere deutsche 
Fürsten kamen ihm entgegen und geleiteten ihn in festlicher weise zum Zelt 
des Königs. Aber der pap ft und die Kardinäle waren sehr überrascht, als der 
König die Dienste des Marschalls dem Nachfolger petri verweigerte, weder 
den Zügel seines Zelters führte, noch ihm den Steigbügel hielt. Der papft 
war sehr niedergeschlagen. Nachdem er vom Zelter gestiegen und sich auf einen 
bereitgestellten Thronsessel niedergelassen, warf sich der König nach dem Her¬ 
kommen vor ihm nieder, küßte ihm die Füße und erwartete von ihm den Friedens¬ 
kuß. Aber der Papst verweigerte ihm denselben und sagte, da der König ihm 
die Ehren, welche die Vorgänger desselben den Nachfolgern petri erwiesen, 
versagt habe, werde er ihn nicht eher zum Friedenskuß zulassen, als bis er Genug¬ 
tuung empfangen habe. Der König behauptete: er sei zu dem vom papste be¬ 
anspruchten Ehrendienst nicht verpflichtet, war aber einer genauen Untersuchung 
der Sache nicht entgegen. Die Kardinäle traten dafür ein, daß es sich um ein altes 
Hecht des Papstes handle, die deutschen Herren bestritten dies mit Entschiedenheit 
und der Streit erhitzte sich so, daß mehrere Kardinäle das Lager verließen. Da 
aber einige ältere Fürsten für die Ansprüche des Papstes sich erklärten und dafür 
historische Nachweise vorgebracht wurden1), einigte man sich endlich zu dem 
Beschluß, daß der König aus Ehrfurcht vor dem Apostel Petrus und der rö¬ 
mischen Kirche gehalten sei dem Papste den Steigbügel zu halten und der König 
fügte sich diesem Beschluß. Am folgenden Tage brach man auf. Der König 
zog dem papste voran und als dieser sich dem Königszelte näherte, ritt Friedrich 
auf einem Umwege ihm entgegen, stieg darauf vom Pferde, führte auf Wurfweite 
vor den Augen des ganzen Heeres den päpstlichen Zelter am Zügel und hielt 
dann dem Papste den Steigbügel. )etzt nahm der Papst feinen Anstand nfehr, 
dem König den Friedenskuß und den Segen zu erteilen. (Siefebrecht V, so. 6 V 
und ehrerbietig angehört, als er schwere Klage gegen sein Volk 
erhob. Vorgenanntes Volk nämlich scheute sich nicht, seine Päpste 
in verwegenem Beginnen mit vielen Bosheiten zu kränken. Zur 
Verschlimmerung dieser Tat des Aufstandes kam, daß ein gewisser 
Arnold von Brixia unter dem Schein der Religion die Stadt be¬ 
treten hatte. 
Dieser Arnold sagte nämlich, daß weder die Geistlichen, welche Eigen»246 
tum, noch die Bischöfe, welche Besitzungen hätten, in irgend einer Meise selig 
werden könnten. Alles das gehöre dem Fürsten uni) müsse von seiner Gnade 
nur den Laien zum Gebrauche überlassen werden. Dem römischen Papste 
gehe die Ordnung der Stadt nichts an, für ihn genüge es, daß ihm das kirchliche 
Gericht zustehe. So sehr aber begann das Übel dieser giftigen Lehre zu erstarken, 
daß nicht allein die Häuser und glänzenden Paläste der vornehmen Römer und 
*) Dieser Dienst war dem Papst zum erstenmal von ßeinrichs IV. Sobn 
Konrati, dann von Lothar (U5J) geleistet worden. 
Falk, Geschichtsunterricht. III. Heft. 2. Teil. 5
	        
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