Full text: Im späten Mittelalter (H. 4)

In Italien. 
V 
die letzte Prinzessin aus Vttokars Stamme —, zog er nach Italien. 
Dort herrschte völlige Zuchtlosigkeit. Seit dem Verschwinden der 
Kaisergewalt hatte sich eine Fülle von Stadtstaaten und Kleinstaaten 
gebildet und es herrschte ein fortgesetzter Krieg von Fürsten gegen 
Städte, von Städten gegen Städte, ja von Bürgern derselben Stadt 
gegen Mitbürger, indem alle ihre mannigfaltigen, sich widerstreiten¬ 
den Interessen noch mit den alten Parteinamen Guelfen und 
Ghibellinen deeften1). 
Indem Heinrich in Italien auftrat, handelte er den wünschen 
des Papstes nicht entgegen. Ihm schwebten die allgemeinen Auf¬ 
gaben der Christenheit vor, derer: Lösung er zu fördern suchte. Der 
Fall Akkons U290 hatte den Kampf gegen die Ungläubigen, die 
Rückeroberung des heiligen Landes in Erinnerung gebracht. Die 
Wiederaufrichtung des Kaisertums erschien ihm als ein Schritt 
zur kriegerischen Einigung des Abendlandes^). 
Heinrich kam ohne Kämpfe nach Mailand und empfing hier 
die lombardische Krone. Die Mailänder machten ihm ein ansehn¬ 
liches Geschenk von 1,00 000 Gulden. Aber schon die Steuern zur 
Aufbringung des bewilligten Geschenkes und die Einsetzung von 
Statthaltern im Namen des Kaisers erregten einen Aufruhr. Und 
als Heinrich die ewige Stadt betrat, fand er St. Peter und das 
rechte Tiberufer besetzt. Die Kaiserkrönung, wozu Papst Clemens V. 
drei Kardinäle nach Rom entsandt hatte, mußte in den Lateran 
verlegt werden. Und je mehr sich Heinrich in Italien festsetzte, 
desto zahlreicher erwuchsen ihm dort Gegner. Als er von Pisa 
aus aufbrach, um den König Robert von Neapel zu bekriegen, erlag 
er dem Fieber am 24. August ^3^3. In pisa ist noch heute sein 
kunstvoll gearbeiteter Sarkophag im Campo santo zu seben3). 
Was Rudolf für Deutschland und das Königtum getan, be¬ 
strebte sich Heinrich für Italien und das Kaisertum durchzusetzen. 
Als er vorzeitig dahingerafft ward, hatte er an seinem Teil noch 
weit geringere Erfolge zu verzeichnen. Das Schicksalsvolle ist, daß 
sich die Idee des Kaisertums inmitten der in tödlicher Feindschaft 
wider einander entbrannten italienischen Parteien nicht realisieren 
ließ, ohne daß man die eine gegen die andere zu Hilfe rief4). 
x) Stöckel \86. Ranke IX, j6. Linhart 65. 2) Schäfer I, 366. 3) Ullst. 
weltgesch. II, 380. Ranke IX, j8. Stöckel 186. 4) Ranke IX, 30. 
Fakk, Geschichtsunterricht. Hcjt 1. 
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