Object: Lehrbuch der bayerischen Geschichte

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III. Das Erbherzogtum. 1070—1253. 
gehört hatte, ließ er niederreißen. Als aber gegen Otto IV. 
Friedrich II. erhoben worden war, trat Ludwig auf des letzteren 
Seite, wiewohl er sich Otto IV. durch einen besonderen Eid ver¬ 
pflichtet hatte. Mit Friedrich II. zog er nach dem Niederrhein 
gegen Ottos Verbündeten, den Herzog von Brabant. Aus der 
Gefangenschaft, in die er hier kam, befreiten ihn seine Untertanen 
durch ein Lösegeld von 20000 Mark Silber ^), das sie durch eine 
besondere Steuer aufbrachten. Als des Kaisers Stellvertreter unter- 
nahm dann im Jahre 1221 Ludwig von Italien aus, wohin er 
Friedrich II. zur Kaiserkrönung gefolgt war, einen Kreuzzug gegen 
Ägypten. Das Unternehmen mißglückte. Ludwig geriet mit dem 
Heere in die Gefangenschaft des Sultans Kamel, nnd nur gegen Ver¬ 
zichtleistung auf das bisher Gewonnene wurden die Gefangenen 
wieder frei. Ludwig blieb indes dem Kaiser nicht bis zum Ende treu. 
Als dieser wegen des von ihm gelobten, aber verschobenen Kreuz- 
zuges vom Papste gebannt worden war, wendete er sich dem letzteren 
zu. Kurze Zeit nachher 1231 wurde er auf der Brücke zu Kelheim 
von einem unbekannt gebliebenen Meuchelmörder niedergestoßen2). 
Herzog Otto II. stand im Frieden mit dem Kaiser, so lange 
dessen wiederhergestellte Eintracht mit dem Papste Gregor IX. 
währte. Die Angriffe, welche er von des Kaisers treulosem Sohne, 
dem Könige Heinrich, zu erleiden hatte, endeten, als dieser von 
seinem Vater geächtet und dem Herzog zur Verwahrung übergeben 
worden war. Als nun aber Gregor IX. zum zweitenmal wieder 
den Kaiser sich erhob, folgte Otto der Aufforderung des Papstes 
und fiel von dem Kaiser ab. Aber nur wenige folgten seinem 
Beispiel. Selbst die Bischöfe Bayerns, deren Selbstgefühl des 
Papstes Legat Albert Behaint auf das empfindlichste verletzt hatte, 
!) Eine Mark Silber etwa 24 jetzige Reichsmark. 
2) Annales Schefftlarienses (aus dem 13. Jahrhundert) ad a. 1231: 
Eodem anno miserabile nefas et omni saeculo dolendum accidit in nece 
ducis Bawariae, qui XVI. cal. Oct. (16. September) a quodam ignoto 
transfixus cultro miserabiliter obiit. Hic erat iii cunctis rebus fortu- 
natus, vir prudens, suis multum pacificus, inimicis strenuus. Ad a. 1235: 
Imperator Fridericus de Italia ad terras Teutonicorum venit, per Ba- 
wariam transiens Eatisponae cum principibus colloquium habuit. Ottoni 
duci Bawarie pro xnorte patris, de qua suspectus habebatur, 
reconciliatur.
	        
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