168 Zweiter Zeitraum.
Münster, ferner Erfurt und das Eichsfeld sowie die Reichsstädte Nordhausen
Mühlhausen und Goslar. Hannover erhielt das Bistum Osnabrück.
In demselben Jahre brach wieder ein Krieg zwischen England und
Frankreich aus. Da dieses feinem Gegner zur See nicht gewachsen war,
drang ein französisches Heer in das dem englischen Könige, aber nicht Eng¬
land gehörende Hannover ein. Preußen war bereit, den Nachbarstaat zu
schützen, wenn es aus Rußlands Unterstützung rechnen könne, erhielt aber eine
ablehnende Antwort; auch Hannover wünschte eine preußische Besatzung nicht.
Es verfügte selber über reiche Hilfsmittel und ein schlagfertiges Heer; aber
die Regierung verbot jeden Widerstand und „alles, was Ombrage machen
könne . 2)itrcf) die Kapitulation von Sulingen (südlich v. Bremen) wurde
das gauze Land mit feinen Festungen und Kriegsvorräten dem Feinde über¬
geben, das Heer fast ohne Schwertstreich hinter die Elbe geführt, entwaffnet
uni) aufgelöst. Das Land wurde bis aufs Blut ansgefeigen, das Privat¬
vermögen des Königs, sowie der reiche Inhalt der Zeughäuser nach Paris
geschleppt. Die hannoverschen Soldaten entkamen zum großen Teil nach
England, traten dort in die „deutsche Legion" und erwarben sich in Spanien
int Kampfe gegen Frankreich unvergeßliche Lorbeeren. Bonaparte aber ließ
sich 1804 als Napoleon I. zum Kaiser der Franzosen ernennen.
Den fortgesetzten Bemühungen des englischen Ministers Pitt gelang es,
Rußland, Österreich und England zu einer dritten Koalition gegen
Frankreich zu vereinigen, der sich auch Neapel und Schweden anschlössen.
Beide Parteien rechneten auf Preußens Beitritt; aber Friedrich Wilhelm III.
widerstand sowohl den Lockungen Napoleons, als auch dem Drängen Kaiser
Alexanders I. von Rußland. Als russische Truppen durch Preußen zu
marschieren drohten, stellte Friedrich Wilhelm einen großen Teil seines Heeres
an der Grenze auf und verhinderte dadurch eine Verletzung seiner Neutralität.
Napoleon aber ließ, unbekümmert um Preußens Neutralität, Bemadotte durch
das Ansbachifche marschieren. Dadurch vermochte er ein österreichisches Heer
bei Ulm gefangen zu nehmen, Wien ohne Gegenwehr zu besetzen und bis
nach Mähren vorzudringen, wo er die Entscheidungsschlacht erwartete. König
Friedrich Wilhelm war über die Verletzung der Neutralität empört; deshalb
kam Kaiser Alexander selber nach Berlin, um ihn zum Beitritt zu der Koa¬
lition zu bewegen. Der König befahl die Mobilmachung der Armee, ge¬
stattete den Russen den Durchmarsch durch Schlesien und perpflichtete sich,
falls nicht Napoleon bis zum 15. Dezember den früher übernommenen Be¬
dingungen nachkäme, dem russisch - österreichischen Bündnisse mit 180000 Mann
beizutreten. In mitternächtiger Stunde schlossen beide Herrscher über dem
©arge Friedrichs des Großen einen engen Freundschaftsbund. Hciugwitz
wurde mit den preußischen Forderungen zu Napoleon geschickt; aber dieser
wußte sich zu helfen. Der Gesandte ließ sich, ohne feine Forderungen auch nur
vorgebracht zu haben, aus dem unsicheren Feldlager vorläufig zu Napoleons
Minister Talleyrand nach Wien schicken und Alexander, statt die Ankunft
t»er österreichischen und preußischen Truppen abzuwarten, von dem sich ängstlich
stellenden Napoleon zum Angriff sich verlocken. Am Jahrestage feiner Kaiser-
krönung gewann Napoleon in der Drei kaiserschlacht bei Austerlitz seinen