Iwritkr Zeitraum.
Das Königreich Ureußen.
V Die Neugründung des Staates durch den Großen Rurfürsten.
^6^0—\688.
„Man fraget nach dem Quelle des mächtig flutenden Stroms,
Man fragt nach dem Erbauer des riesenhaften Doms;
So höret, wer zum Baue den festen Grund gelegt,
In dessen Höh' und Tiefe sich Licht und Leben regt."
(K. Wagner.)
1. Sriur Jugend und ersten Regierungs-
Handlungen.
rieb rief) Wilhelm, ber einzige Sohn Georg Wilhelms,
war 1620 auf bem Schlösse zu Berlin geboren. Schon seine
Wiege war von Kriegslärm umgeben; ber Sicherheit wegen
mußte bcr Prinz einen Teil seiner Jugendjahre in ber Festung
Küstrin zubringen. Einen tiefen Einbruck machte es aus ihn,
als er ber Leiche Gustav Adolfs, beit er erst vor einem Jahre
in ber Fülle ber Gesundheit uub Macht gescheit, bas Geleit
zur Ostseeküste gab. Auf bcr Rückreise blieb er au beut Hofe
des Pommernherzogs Bogislaw in Stettin, bamit er bie
Sitten bes Landes, bas nach Bogislaws Tobe an Brandenburg fallen sollte,
kennen lerne. Von edlen Männern still erzogen, aber durch den Ernst der
Zeit über seine Jahre hinaus gereist, ward ber Kurprinz 1634 nach Holland
ans bie Universität Leyden gesandt, und sein vierjähriger Aufenthalt daselbst
sollte für sein ganzes Leben von entscheidender Bedeutung werden; denn nicht
nur erweiterte er dort in fleißiger Arbeit seine Kenntnisse, sondern er fand
auch für seine zukünftige Wirksamkeit als Landesvater nnd als Feldherr die
besten Vorbilder. Schon siebzig Jahre leistete das kleine Holland dein damals
noch großen und mächtigen spanischen Reiche erfolgreichen Widerstand, und
Friedrich Wilhelm konnte sein Feldherrntalent in dem Feldlager Heinrichs
von Oranien aufs beste entwickeln. Eine treffliche Flotte verschaffte dem
Lande auch in den fernsten Erdteilen Achtung; es besaß Kolonien in Amerika,
Asien und Afrika, große Handelsgesellschaften führten die Reichtümer aller
dieser Länder nach Europa. Gewerbe, Acker- und Gartenbau standen in Blüte,
während damals in Deutschland alles daniederlag; die berühmte Universität
Leyden zog Jünglinge und Männer aus allen Ländern an. Zu den meisten