Full text: Leitfaden der griechischen und römischen Altertümer

Das Privatleben der Römer. Tie Ehe. 
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Mahnung. In alten Zeiten war der Siegelring von Eisen, dann kamen 
goldene Ringe als Auszeichnung der Senatoren, Magistrate und später auch 
der Ritter aus. In der Kaiserzeit wurden sie mit der Ritterwürde verliehen, 
doch verloren sie schließlich ihre frühere Bedeutsamkeit. Großen Luxus trieb 
man mit Ringen, die mit schön geschnittenen Steinen verziert waren. 
Die Ohe. 
308. Das Recht, eine gültige Ehe zu schließen (ins conubii), das an¬ 
fangs nur die Patrizier besaßen, erhielten (445 v. Chr.) alle römischen Bürger, 
dann wurde es mit dem Bürgerrecht deu Latinern, später den Italikern 
verliehen, und schließlich unter Karakalla aus alle Bewohner des römischen 
Reiches ausgedehnt. Durch die Ehe kam die Frau mit ihrem Besitze in 
die Gewalt (manus) ihres Gatten. Später wurde es üblich, daß die Frau 
iu der väterlichen Gewalt (patria potestas) verblieb, und so die Verfügung 
über ihr Vermögen behielt. Die feierlichste und älteste Form der Eheschließung 
hieß confarreatio, von dem Opfer eures Kuchens aus Spelt (far) so benannt, 
das dem Jupiter iu Gegenwart des Pontifex Maximus, des Flamen Dialis 
und von 10 Zeugen dargebracht wurde. Der Eheschließung ging die Verlobung 
(sponsalia) voraus, bei der der Bräutigam der Braut eiu Handgeld zahlte 
oder statt desselben einen Ring übergab. 
309. Zur Hochzeitstracht der Braut gehörte ein roter, vom Kops bis 
zn den Füßen reichender Schleier (flammeum), mit dem sie ihr Haupt ver¬ 
hüllte (nubere). Die Hochzeitsseier begann mit Auspizien. Weuu die 
Gäste versammelt waren, wurde der Ehekontrakt ausgestellt, uud die Verlobten 
erklärten ihre Einwilligung zu ihrer Verbindung. Daraus wurden sie von 
einer verheirateten Frau zusammengesührt, reichten sich die Hände uud brachten 
ein ^pser dar. Nach dein Mahle wurde die Braut zum Schein aus deu 
Armen der Mutter entführt und in festlichem Zuge, dem Flötenspieler und 
Fackelträger vorangingen, unter dem Hochzeitsruf Talassio in ihr neues Haus 
geleitet (uxorem ducere). Die Thürpfosten salbte sie mit Ol und umwand 
sie mit wollenen Binden, dann wurde sie über die Schwelle gehoben und 
im Atrium von ihrem Manne durch symbolische Handlungen in die Gemein¬ 
schaft des Wassers und Feuers ausgenommen. Am nächsten Tage empfing 
die jitrtgc Frau als matrona ihre Verwandten, die mit Geschenken kamen, 
und brachte deu Hausgöttern ihr erstes Opser dar. 
Die Frau genoß bei den Römern hohe Achtung, und lange blieb die 
Heiligkeit der Ehe unverletzt. Doch die nach dem zweiten punischen Kriege 
hereinbrechende Sittenverderbnis begann auch die Baude der Ehe und des 
Familienlebens zu lockern. Der sittliche Versall zeigte sich dann in der 
Häufigkeit der Ehescheidung (divortium). Die Ehe zu trennen, genügte eine 
mündliche oder schriftliche Auskündigung. 
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