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Erntefest. Es läßt sich gut schmecken, was ihm auf des Waldes
Tafel gedeckt ist, und greift zu, wo es auch sei. Hat es Speise in
Überfluß, so sorgt es auch fuüͤr die Zukunft wie ein sorgsamer Haus—
wirt. Ganze Haufen von Nüssen trägt es in Baumlbcher oder in
Erdhöhlen unter Baumwurzeln; andere versteckt es in die Ritzen der
Baumtinde. Kommt dann die schlimme Winterzeit, wo im Walde
nicht viel mehr zu haben ist, und wacht das Eichhörnchen einmal
auf aus seinem langen Schlafe, so sucht es die Vorräte auf und
speist von seinem Ersparten.
AWer im Frühlinge, gerade wenn die andern Tiere Überfluß
an Nahrung haben, findet das Eichhörnchen nur wenig für sich. Es
muß sich mit Nadelholzsamen, mit Knospen und Rinde begnügen.
Darüber sind die Förster dann sehr böse und schießen das Eich—
hörnchen tot, wo sie es nur sehen. Vielleicht ist die Not dann
aͤuch schuld daran, daß das harmlose Tierchen zum blutgierigen
Räuber wird. Es spürt dann im Gezweig hnach den Nestern der
Vögel, verzehrt die Eier oder die Juͤngen. Ja, wie eine Katze
springl's nach dem singenden alten Vogel, würgt und verspeist ihn.
Dabei wird es aber ost selbst die Beute größerer Räuber. Bei
Tage droht ihm der Bussard, bei Nacht die Eule. Sein schlimm—
ster Verfolger ist jedoch der Baummarder. Er klettert ebenso
schnell wie das Eichhörnchen selbst. Das verfolgte Tier sucht sich
dann gewöhnlich dadurch zu retten, daß es blitzschnell rings um
den Stamm läuft. Aber nur selten gelingt es ihm, diesem grim⸗
migen Räuber zu entkommen.
210. Die grüne Stadt.
Ernst Ortlepp.
1. Ich weiß euch eine schöne Stadt,
die lauter grüne Häuser ht;
qie häuser, die sind groß und klein,
Und wer nur will, der darf hünein.
2. Ne Strahzen, die sind freilich krumm,
sie führen hüer und dort herum;
goch stets gerade fortzugehin,
er findet das wohl allzu schön?
3. Ne Wege, die sind weit und breit
mit hunten Blumen überstreut;
das Pllaster, das ist santt und weich
id eme Ffarb' den ßäusern gleich.
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