Full text: Lesebuch für die Mittelklassen katholischer Volksschulen

147— 
Erntefest. Es läßt sich gut schmecken, was ihm auf des Waldes 
Tafel gedeckt ist, und greift zu, wo es auch sei. Hat es Speise in 
Überfluß, so sorgt es auch fuüͤr die Zukunft wie ein sorgsamer Haus— 
wirt. Ganze Haufen von Nüssen trägt es in Baumlbcher oder in 
Erdhöhlen unter Baumwurzeln; andere versteckt es in die Ritzen der 
Baumtinde. Kommt dann die schlimme Winterzeit, wo im Walde 
nicht viel mehr zu haben ist, und wacht das Eichhörnchen einmal 
auf aus seinem langen Schlafe, so sucht es die Vorräte auf und 
speist von seinem Ersparten. 
AWer im Frühlinge, gerade wenn die andern Tiere Überfluß 
an Nahrung haben, findet das Eichhörnchen nur wenig für sich. Es 
muß sich mit Nadelholzsamen, mit Knospen und Rinde begnügen. 
Darüber sind die Förster dann sehr böse und schießen das Eich— 
hörnchen tot, wo sie es nur sehen. Vielleicht ist die Not dann 
aͤuch schuld daran, daß das harmlose Tierchen zum blutgierigen 
Räuber wird. Es spürt dann im Gezweig hnach den Nestern der 
Vögel, verzehrt die Eier oder die Juͤngen. Ja, wie eine Katze 
springl's nach dem singenden alten Vogel, würgt und verspeist ihn. 
Dabei wird es aber ost selbst die Beute größerer Räuber. Bei 
Tage droht ihm der Bussard, bei Nacht die Eule. Sein schlimm— 
ster Verfolger ist jedoch der Baummarder. Er klettert ebenso 
schnell wie das Eichhörnchen selbst. Das verfolgte Tier sucht sich 
dann gewöhnlich dadurch zu retten, daß es blitzschnell rings um 
den Stamm läuft. Aber nur selten gelingt es ihm, diesem grim⸗ 
migen Räuber zu entkommen. 
210. Die grüne Stadt. 
Ernst Ortlepp. 
1. Ich weiß euch eine schöne Stadt, 
die lauter grüne Häuser ht; 
qie häuser, die sind groß und klein, 
Und wer nur will, der darf hünein. 
2. Ne Strahzen, die sind freilich krumm, 
sie führen hüer und dort herum; 
goch stets gerade fortzugehin, 
er findet das wohl allzu schön? 
3. Ne Wege, die sind weit und breit 
mit hunten Blumen überstreut; 
das Pllaster, das ist santt und weich 
id eme Ffarb' den ßäusern gleich. 
10*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.