24 Königin Luise.
zu ^ und zu Pferde und zahlreichen Geschützen umgeben, fuhr das Lerrscker-
paar m Erfurt ein. Am 10. Oktober trafen die Spitzen der feindlichen
Heere ber Saalfeld auf einander; das Gefecht verlief unglücklich für die
Preußischen Truppen, deren Führer. Prinz Louis Ferdinand, dabei den Tod
' el" ichm-rzlicher Anfang; ihm sollte nach wenigeu Tagen
«ne entschlich- F°rt,etzung folgen: die Doppel,chlacht bei Jena und Auerftädt
am 14. Oktober, bte mit einer völligen Vernichtung des preußischen Heeres endete.
Die tiomgm hatte das Hauptquartier am Morgen dieses Schreckenstaaes
vor beginn der Schlacht verlassen. Tief erschüttert durch den Tod des
reich begabten Prinzen Louis Ferdinand, eines nahen Verwandten des Könias-
hau)es, von bangen Ahnungen gequält — denn die Person des Oberbefehls¬
habers flößte ihr kein Vertrauen ein - begab sie sich, auf deu Rat der
besten Freunde, auf die Rückreise nach Berlin. Schon war der Weg bie
und da von französischen Truppen verlegt, man mußte mehrmals umkehren
und andere Straßen einschlagen: auf jedem Haltepunkt rief man den geäng¬
steten Frauen eine andere Nachricht zu; endlich am vierten Tage brachte ein
Feldjäger ihnen die Kunde nach, daß die Schlacht verloren fei In Berlin
alles in furchtbarer Aufregung, man erwartete die Franzosen jeden Tag
vor den Thoren zu sehen; die königlichen Kinder waren mit der Oberhof-
meiftenn bereits abgereist. Auch die Königin eilte am nächsten Tage weiter,
fast zermalmt von dem furchtbaren Schicksalsschlage und tödlicher Angst um
alle ihre Sieben. In Schwedt traf sie die jüngeren Kinder, die unter der
~bhut der treuen Gräfin Voß sogleich nach Danzig weiter geschickt wurden
tn Stettin die älteren Prinzen.
„C meine Söhne!" sprach die unglückliche Königin unter heißen Thränen;
,,ich beweine den Untergang unseres Hauses und den Verlust des Ruhmes,
den Eure Ahnen und ihre Generale dem Hohenzollernstamme erworben haben!
Es giebt keinen Nationalruhm mehr, er ist verschwunden wie der Nebel, der
die unglückseligen Felder von Jena und Auerftädt bedeckte. Ihr seid schon
in dem Alter, um die großen Ereignisse zu fassen, welche uns so schwer
heimsuchen; ruft Euch künftig, wenn Eure Mutter nicht mehr lebt, diese
unglückliche Stunde ins Gedächtnis zurück und weihet meinem Andenken
thränen. Aber begnügt Euch nicht damit, zu weinen — nein, entwickelt
Eure Kräfte, handelt und sticht den verlornen Ruhm Eurer Vorfahren von
r^rankreich^znrück zu erobern, wie Euer Urgroßvater, der große Kurfürst,
einst bei Fehrbellin die Niederlage seines Vaters an den Schweden rächte'
Könnt Ihr aber mit aller Anstrengung den niedergebeugten Staat nicht wieder
aufrichten, so sucht einen ehrenvollen Tod wie unser Vetter Louis Ferdinand."
>zn Küstrin traf Luise mit ihrem Gemahl zusammen, von dem sie seit
dem Unglückstage getrennt gewesen war. Das war ein anderes Wiedersehen,
als das vor wenigen Wochen bei Potsdam! Das tief gebeugte Königspaar
retjle nach Graudenz, einer starken Festung an der Weichsel, also weit im
Osten des Landes, wo es einige Wochen verweilte. Wie Hagelschauer stürzten
hier die Schreckensbotschaften nieder, fast jeder Tag brachte neuen Jammer,
neue unersetzliche Verluste. Es war, als hätte die eine verlorne Schlacht
die Mehrzahl der preußischen Generale förmlich gelähmt, ihren Mut und