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seines Adjutanten, des Grafen von Nostitz, rettete ihn. An dem«
selben Tage wurde der Marschall Ney bei Quatrebras
Wellingtons Truppen geschlagen. In dieser Schlacht fiel der tapfere
Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig, der Führer „der
schwarzen Schar." Am 18. Juni warf sich Napoleon mit seiner
Hauptmacht bei Waterloo und der Meierei Belle-Alliance auf
Wellington, welcher im Vertrauen auf die ihm von Blücher zugesagte
Hilfe unter schweren Verlusten den furchtbaren Angriffen der
Franzosen bis 4 Uhr stand hielt. Schon wankte die englische
Schlachtenreihe unter den wütenden Stürmen der Franzosen, und
der tapfere Wellington rief besorgt aus: „Ich wollte, es wäre
Nacht, oder die Preußen kämen!" Da ertönte von den gegenüber¬
liegenden Höhen im Rücken der Feinde Kanonendonner. Blücher,
der in Eilmärschen seine Truppen unter strömendem Regen über
aufgeweichten Boden herangeführt hatte und die entmutigten Sol¬
daten, die ihm zuriefen: „Es geht nicht mehr!" ermutigte mit dm
Worten: „Kinder, wir müssen vorwärts, es muß gehen; ich habe
es ja meinem Bruder Wellington versprochen und soll doch mein
Wort nicht brechen!" war zur rechten Zeit eingetroffen. Zwischen
6 und 7 Uhr traten seine Truppen aus dem Walde von PlanchenoiL
heraus und stürmten auf den Feind ein. „Rette sich, wer kann!"
tönte es durch die französischen Reihen, die sich bald in wildeste
Flucht auflösten. Noch nie ist eine Armee so vollständig zertrümmert
worden wie die französische bei Waterloo, namentlich war es Blüchers
und Gueisenaus unermüdliche Verfolgung, welche die Franzosen
vollends aufrieb. Schon am 29. Juni stand Blücher vor Paris,
und am 7.^ Juli 1815 zogen die Verbündeten zum zweitenmal in
der französischen Hauptstadt ein. Die Herrschaft der 100 Tage
war zu Ende, und Napoleon mußte zum zweitenmal der Krone
entsagen. An der beabsichtigten Flucht nach Amerika hinderten ihn
in Rochefort englische Schiffe, und er wurde auf Beschluß der
Verbündeten als Gefangener nach St. Helena, einer kleinen Felsen -
insel im Atlantischen Ozean, gebracht, wo er nach fünfjähriger
Gefangenschaft starb (5. Mai 1821). Napoleons Schwager, Murat,
der sich 1814 den Verbündeten angeschlossen hatte, erhob sich wieder
für Napoleon und kämpfte in Italien; er wurde aber von den
Österreichern gefangen genommen und in Kalabrien erschossen.
Mit dem zurückgekehrten Ludwig XVm. schlossen die Ver¬
bündeten den zweiten Pariser Frieden, welcher Frankreich auf
seine Grenzen von 1790 beschränkte, indem es einige Grenzfestungen
an die Niederlande, Saarbrücken und Saarlouis an Preußen und
Landau an Bayern abtreten mußte; ferner mußte es 700 Millionen