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bedenken, daß wir das Land Friedrichs des Großen regieren. Wir glaubten,
das Äeer Friedrichs des Großen könnte nur siegen." Wie sie so schön und
stolz noch war in ihrem Unglück, da gefiel sie dem kleinen Kaiser doch, und bei
Tisch nahm er eine Rose und gab [sie ihr. Er hatte aber vom König von
Preußen verlangt, der sollte alles Land zwischen Elbe und Rhein ihm geben,
das war die Äälfte seines Königreichs. Auf jener Seite der Elbe lag auch
Magdeburg, wo die Königin einmal mit dem kleinen Mädchen so freundlich
gewesen war und das der feige General nach der Schlacht bei Jena so flink
den Franzosen übergeben hatte. Das wollte die Königin gern für Preußen
retten, denn es war eine schöne Festung. Wie ihr nun der Kaiser die Rose
gab, da meinte sie, er finge an, etwas freundlicher zu werden, und sagte: „Mit
dieser Rose schenken Sie mir Magdeburg." Da lachte er ein bißchen und
nickte. Aber als sie vom Tisch aufgestanden waren und der König meinte,
Magdeburg dürfte er nun behalten, da sagte Napoleon: „Dummes Zeug, was
wir uns bei Tisch erzählt haben, war bloß Spaß, jetzt geht es wieder im Ernst."
And so mußte der König Friedrich Wilhelm III. wirklich die ganze Äälfte
seines Königreichs abtreten, Magdeburg mit. Damit er sich aber nicht wieder
gegen Napoleon erheben könnte, durfte er nur ganz wenig Soldaten behalten,
nämlich 42 000 Mann. Das waren nicht viel mehr, als Friedrich der Große
in der einen Schlacht bei Leuthen in den Kampf geführt hatte. Dazu sollten
die Preußen nun noch furchtbare Kriegskosten zahlen. Napoleon sagte: „Denkt
ihr, ich hätte mein Leer umsonst? Was hat es mich gekostet, all die vielen
hunderttausend Soldaten auszurüsten und mit ihnen von Frankreich bis hierher
zu kommen, bloß weil ihr so widerspenstig wart und wolltet mir nicht gehorchen.
Das Geld will ich wieder haben." Der König sagte: „3hr habt uns ja schon
alles weggenommen. Seit dreiviertel Jahren liegen eure Soldaten in unserem
Lande und haben meinen Leuten ihre Schränke und ihre Keller und ihre
Kammern leer gegessen und ihre silbernen Löffel weggenommen. Wo soll nun
das Geld herkommen?" „Keine Redensarten," sagte Napoleon, „das Geld
wird beschafft." „Wieviel soll es denn sein?" „Warten Sie mal," sagte der
Kaiser, „vier Millionen Untertanen behalten Sie ja noch. Da kann jeder
30 Mark bezahlen. Macht im ganzen 120 Millionen." „Aber Majestät,"
sagte der König, „von den vier Millionen kommen drei ans die Frauen und
Kinder. Da ist doch nur eine Million Männer dabei. Es muß also jeder
120 Mark bezahlen. Und dann sind viele, die haben überhaupt nichts mehr.
Denn Eure Soldaten haben ihnen in diesem Jahr alle Schränke und Kammern