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Sachsen und seiner Untertanen recht gemächlich, und er konnte wenigstens für
seine Freundschaft mit Napoleon ein hübsches Stückchen bezahlen. Während
dieses Waffenstillstandes hatte aber der Kaiser Franz von Österreich endlich nach¬
gegeben und gesagt: „Ich will jetzt meinem Schwiegersohn zureden, daß er
Frieden machen und auch Preußen etwas herausgeben soll von dem, was er ihm
weggenommen hat, und wenn er das nicht will, dann will ich mit euch gegen ihn
kämpfen." Napoleon war aber wieder hochmütig geworden und sagte: „Es
fällt mir gar nicht ein, sondern ich will gerade Preußen ganz und gar die Kehle
zuschnüren, daß ihm für die Zukunft die Lust vergehen soll, mit mir Krieg zu
führen. Was glaubt ihr wohl, was die Franzosen mit mir machen würden,
wenn ich noch einmal wie ein Besiegter zurück käme? Da würden sie mich ab¬
setzen und wegjagen. Nein, es soll kein Preußen mehr geben." Da sagte der
Kaiser von Österreich: „Dann hilft es nichts." And als er hörte, daß auch Eng¬
land und Schweden den Verbündeten beistehen wollten, erklärte auch er an
Frankreich den Krieg. And nun hatte Napoleon ähnlich wie damals Friedrich
der Große so ziemlich gegen alle großen Reiche der Welt auf einmal zu kämpfen,
bloß daß sein Reich und sein Leer viel größer war, als das des Königs von
Preußen, und er dabei zugrunde ging.
Es war mitten im August 1813, da fingen die Feindseligkeiten wieder
an. Die verbündeten Leere hatten sich in drei große Teile geteilt. Der erste
Leeresteil war der größte und stand unter dem österreichischen Fürsten Schwarzen¬
berg. Der zweite stand unter dem Kronprinzen von Schweden, der war früher
ein französischer General gewesen und hieß Vernadotte. Dieser Leeresteil sollte
hauptsächlich Berlin schützen, und weil er der nördlichste war und oben in
Brandenburg lag, hieß er die Nordarmee. Es war aber ein Glück, daß der
Kronprinz von Schweden hier nicht allein zu sagen hatte, denn er hatte noch
gar keine große Lust, die Franzosen zu bekämpfen. Es war vor allem der
preußische General von Bülow, der hier Tüchtiges getan hat; er hat richtig in
zwei großen Schlachten, die gar nicht weit von Berlin geschlagen wurden, bei
Großbeeren die eine und bei Dennewitz die andere, unsere Lauptstadt vor den
Feinden beschirmt. Die erste von diesen beiden Schlachten war so dicht bei
Berlin, daß die Verwundeten geradezu in die Stadt hineingeschickt wurden,
und es läßt sich wohl denken, wie treulich und liebreich die Berliner sie gepflegt
haben. Der König hat denn später auch diesen tapferen General Bülow von
Dennewitz genannt und hat ihm nicht weit vom Berliner Schloß ein Denkmal
setzen lassen. — Aber am schneidigsten hat doch der dritte Leeresteil gekämpft.