Full text: Von der germanischen Urzeit bis zur Französischen Revolution (Teil 1)

Gustav Ädolf. 
Von Dietrich Schäfer. 
Als 16jähriger Jüngling ist Gustav Adolf an die Spitze seines Rei¬ 
ches getreten. Es war im Kalmarkriege; die Dänen standen im Lande. 
Sie hatten im Osten Kalmar, im Westen Elfsborg erobert. Elfsborg 
ist nach dem Frieden in ihren Händen geblieben. Das damalige Schwe¬ 
den war eng umgrenzt. Wir sind auf Grund statistischer Nachrichten^ 
die gerade für Schweden früh einsetzen, in der Lage, von der damaligen 
Bevölkerungszahl ziemlich genaue Vorstellungen zu gewinnen. Sie hat 
in ihrer Gesamtheit, Finnland eingeschlossen, schwerlich eine Million er¬ 
reicht. Daß sie durch Boden und Klima ärmer war als die irgend eines 
anderen europäischen Landes, braucht kaum bemerkt zu werden. Des 
Königs letztes Silber ist in die Münze gewandert, als er 1619 von der 
Pfandsumme von einer Million Taler die letzte Rate zahlte, ohne deren 
pünktliche Erlegung Elssborg den Dänen geblieben wäre. Urteilt man 
allein nach den materiellen Erträgen, so hätte man Schweden nicht 
höher einschätzen dürfen als etwa die süddeutschen protestantischen Terri¬ 
torien Württemberg, Ansbach und Baden, wie denn zum Beispiel tat¬ 
sächlich bei den Bemühungen um Dänemarks Beitritt zur Union erwo¬ 
gen wurde, daß dieses im Vergleich zu Schweden doch weitaus volk¬ 
reichere und wohlhabendere Land „nicht viel vermöge; Württemberg 
zum Beispiel noch um die Hälfte mehr". 
Und es war nicht nur der Krieg mit Dänemark, der auf Schweden 
lastete, als Gustav Adolf die Regierung übernahm. Man stand zugleich 
gegen Rußland und Polen im Felde. Gustav Adolf erzwang von dem 
durch innere Unruhen geschwächten Zarenreiche im Frieden von Stol- 
bowa 1617 die Abtretung Jngermanlands und des Küstenstriches rechts 
der Newa zwischen diesem Flusse, dem Ladogasee und der finnischen 
Grenze. Bei der Grundlegung der Feste am Zusammenfluß von Ochda 
und Newa, die der Vorläufer Petersburgs war, glaubte er erklären zu 
dürfen, daß nun der Russe auf ewig von der Ostsee ausgeschlossen sei. 
Der Zwist mit Polen, der von König Sigismunds Ansprüchen 
auf die schwedische Krone herrührte, war von längerer Dauer. In 
zahlreichen Feldzügen hat Gustav Adolf zu Estland noch Livland und 
Kurland gewonnen, seit 1626 den Gegner an der Weichsel bekriegt und
	        
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