Höhlen ist indeß über drei Viertelstunden lang, und keine hat über so Fuß Höhe 
und keine über 70 Fuß Breite. 
, 129. Der Vöhmenmüd. 
Dreißig Meilen weit erstreckt sich der Böhmerwald vom Voigtlande bis nach 
Oberösterreich hinab, in einzelnen Gipfeln bis 4200, 4300 und 4600 Fuß aufragend, 
bald verbältnißmäßig schmal, bald mit mächtigen Ausläufern weit in Baicrn und 
Böhmen hineingreifend. Von den beiden Theilen, in die der Wald-zerfällt, ist die 
viel kleinere nördliche Hälfte noch am besuchtesten, da sie in der Nähe der Bäder 
Marienbad und Franzensbad liegt. In die südliche Heilste, die gerade die größten 
landschaftlichen Schönheiten darbietet, verirrt sich dagegen selten der Fuß eines 
Fremden. Die Grenze zwischen diesen beiden Hälften ist die breite Gebirgssenkung 
zwischen Neumark und Eschelkamm. deren Höhe über dem Meere noch immer 
1300 Fuß beträgt. Der ganze Wald aber bildet die politische Grenze zwischen Baiern 
und Böhmen. 
Der Böhinerwald besitzt noch wirkliche Urwälder, wild, schön und ehrfurcht- 
gebietend, noch unberührt von der Menschenhand. 
Im ganzen Gebirge sind eine Menge kleiner Dörfer zerstreut, die alle auf 
..Hütten" endigen. An Eisenhütten denke man bei diesein Namen nicht, der Böhmer¬ 
wald ist an Eisenerzen arm. Im nördlichen Theile giebt es verhältnißmäßig noch 
die meisten Hochöfen. Damit steht in Verbindung, daß man im südlichen Theile 
fa>i nie auf Kohlenmeiler stößt, im nördlichen dagegen öfter. Jene Dörfer verdan¬ 
ken Glashütten ihre Entstehung. Durch die letzter», die von Revier zu Revier wan¬ 
derten, ist der Holzreichthum des Böhmerwaldes zuerst verwerthet worden. Hatten 
sie eine Stelle abgeholzt und zogen' sie weiter, so nahm der Bauer den von ihnen 
verlassenen Platz ein und verwandelte ihn in Ackerfeld. 
Die Verwendung dieses Holzes ist eine sehr mannichfaltige. Das Brennhol; 
liefert vielleicht die größten Mengen, aber auch sehr viel geht als Bauholz und in 
Brettern in's Ausland. Für diese Ausfuhr ist die Elbe die bequemste Straße, und 
fast in jedem Sommer mehrt sich die Zahl der Holzstöße, welche nach Hamburg 
gehen. Die ältesten Bäume, deren Holz in mehrhundertjährigem Kampfe mit den 
Stürmen eine außerordentliche Zähigkeit erlangt hat, geben die schönsten Maste her. 
Im Gebirge selbst werden von der Industrie nicht unbedeutende Holzmassen ver¬ 
arbeitet. Man fertigt. Resonanzböden und Zündhölzchen. In Mader bei Stubcnbacb 
besteht die einzige Fabrik von Resonanzböden. Hier, in der rauhesten Gebirgsgegend, 
wachsen die Bäume am langsamsten und setzen die feinsten, mit dem bloßen Auge 
nicht zu zählenden Jahresringe an. Man hat eine Fichte von 17 Zoll Durchmesser 
gefunden, welche 375 Jahresringe zeigt. 
Zündholzfabriken bestehen zwei, aber" an vielen Orten schnitzt oder hobelt man 
vielmehr Zündholzstäbe, die nach Wien in eine Fabrik gehen. 
Die Anfertigung von Schindeln, Siebrändern und Schachtell'olz (im Ge¬ 
birge als Schusterspäne bezeichnet) ernährt Tausende von armen Wäldlern. 
Aus Buchenholz schnitzt man allerlei Wagengeräth und insbesondere Holzschuhe, 
denen, nachdem man in Deutschland die zierlichen und eleganten französischen 
Muster nachzuahmen angefangen hat, ein großer Absatz gesichert ist. Die schlech¬ 
teste Verwerthung des Holzes durch das Brennen zu Pech, Theer und Wagen¬ 
schmiere ist durch diese höheren Industrieen verdrängt worden. Erhalten hat sich 
nur die Benutzung des Buchenschwamms. Man läßt diesen Schwamm zu seiner 
vollen Größe auswachsen, jedoch nicht zu einer holzigen Masse verhärten und be¬ 
reitet aus der lockern und filzigen Masse Kleidungsstücke. Kappen und Westen. 
Die ersteren gelten im Bötnnerwalde für sehr gesund und werden allgeinein vom 
Bauer getragen. Die Westen sind seltener, da die Buchenschwämme, welche eine 
solche Größe erreichen, daß man aus ihren „Zundelflecken" eine Weste machen kann, 
nicht häufig vorkommen. ^ 
Nicht selten wirft ein Sturm ganze Waldstrecken zu Boden, zerknickt die Zweige 
und entwurzelt die Stämnw. In dem Pstanzenmoder wachsen Moose, meistens 
Torfmoose, breiten sich von Jahr zu Jahr aus, äußern ihre natürliche Eigenschaft, 
die Nässe an sich zu ziehen und lange festzuhalten, verwandeln dadurch den trockenen 
Waldboden in einen nassen Boden und tödten zuletzt die aufrechtstebenden Bäume. 
Wo Flüsse und Bäche eine Menge Baumstämme zusammenführen, erfolgt die Aus¬ 
breitung der Moose wie die Einwirkung derselben auf den Boden schneller. Dies
	        
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