Full text: Lektüre zur Geschichte des 19. Jahrhunderts (Teil 2)

Lamprecht, Karl, 1856 in Jessen a. d. 
Schwarzen Elster geboren, entstammt dem 
evangelischen Pfarrhause. Vorgebildet auf 
dem Gymnasium zu Wittenberg und der 
Fürstenschule zu Psorta, studierte er in 
Göttingen, Leipzig und München. Nach 
Abschluß seiner Studienzeit ward er 
Probekandidat am Friedrich-Wilhelm- 
Gpmnasium zu Köln, habilitierte sich 
1880 in Bonn, wurde 1881 nach Mar- 
bürg und 1891 nach Leipzig berufen, 
wo er jetzt noch wirkt. Allgemeine An- 
erkennuug fand sein „Deutsches Wirt- 
schaftslebeu im Mittelalter", während 
fein großartig angelegtes Hauptwerk, die 
,,Deutsche Geschichte", neben aufrichtiger 
Bewunderung den schärfsten Widerspruch 
weckte. Das Werk liegt in 12 Bänden, 
denen sich 3 der jüngsten Vergangenheit 
gewidmete Ergänzungsbände zugesellen, 
abgeschlossen vor. L. ist „der bedeutendste 
Vertreter jener kulturgeschichtlichen For- 
schungsweise, die sich die Ergründnng 
der historischen Entwicklung des mensch- 
lichen Seelenlebens in seinen vielseitigen 
Äußerungen zum Ziel gesetzt hat und von 
diesem Grunde aus alles geschichtliche 
Werden in umfassender Betrachtung zu 
begreifen strebt." „Gegenüber einer Be- 
trachtungsweise, die vornehmlich in den 
Individuen die bewegende Kraft des 
historischen Verlaufes erblickt, tritt er, 
ohne den großen Persönlichkeiten einen 
wesentlichen Anteil am historischen Leben 
absprechen zu wollen, für die über- 
wiegende Bedeutung der sozialpsychischen 
Faktoren in der Geschichte ein. Die 
Annahme transzendenter Einwirkungen 
schließt er aus der geschichtswissenschaft- 
lichen Betrachtung aus. Er steht auf dem 
Boden einer historischen Entwicklungs- 
lehre. Wenn schon es empirisch feststeht, 
daß Freiheit und Notwendigkeit in engster 
Verschlingung das menschliche Tun be- 
herrschen, so hat die Geschichtsforschung 
als Wissenschaft die Aufgabe, den ge- 
fchichüichen Prozeß nach Möglichkeit als 
eine Folge regelmäßiger Kausalzusammen- 
hänge Nachzuweisen; dabei ist aber nicht 
der Begriff einer mechanischen, sondern 
einer psychischen Kausalität zugrunde zu 
legen. Der Kern seiner Anschauung ist 
die Aufstellung einer Reihe einander sich 
ablösender Kulturzeitalter. Er nannte sie 
die Kulturzeitalter des Symbolismus, des 
Schmieder, Lektüre zur Gesch. des 19. Jahrl 
lister. 209 
Typismus, des Konventionalismus, des 
Individualismus und des Subjektivis- 
mus". (Nach Prof. Dr. Kötzschke in Heft 44 
der „Woche" 1909). Daran schließt sich die 
zeitgenössische Geschichte als Periode der 
Reizsamkeit. 
Lenz, Max, 1850 in Greifswald geboren, 
ist Professor der Geschichte an der Uni- 
versität Berlin. Bedeutsame Werke: 
Martin Luther; Geschichte Bismarcks; 
Napoleon; Ausgewählte Vorträge und 
Aufsätze. 
List, Friedrich, Nationalökonom, geb. 1789 
in Reutlingen, war 1817—1819 Professor 
der Staatswissenschaft in Tübingen, wurde 
wegen einer Petition, die eine Reihe von 
Mißständen der Verwaltung und der 
Rechtspflege rügte, zur Festungshaft 
verurteilt, 1825 vom Asperg wieder ent- 
lassen, siedelte sich in Pennsylvanien an, 
wurde, nach Europa zurückgekehrt, 1830 
Konsul der Vereinigten Staaten in Ham¬ 
burg, widmete sich nun mit Eifer der 
Eisenbahnidee und stritt für die Er- 
Weiterung des Zollvereins, Aufrichtung 
eines nationalenHandelssystems und Grün- 
dung einer deutschen Flotte. In seinen 
Bestrebungen vielfach enttäuscht, wollte er, 
seelisch verstimmt und körperlich leidend, 
in den Alpen Erholung suchen, kam aber 
nur bis Kufstein, wo er sich erschoß. 
Marcks, Erich, 186 l in Magdeburg ge- 
boren, lehrte in Leipzig und Heidelberg 
Geschichte und ist jetzt Professor an 
der Hamburgischeu Wissensch. Stiftung. 
Hauptwerke: Gaspard v. Eoligny; Kaiser 
Wilhelm I.; Königin Elisabeth von Eng- 
land und ihre Zeit; Zu Bismarcks 
Gedächtnis; Bismarcks Gedanken und 
Erinnerungen, kritische Würdigung; Bis- 
marck, eine Biographie, I.Teil 1815—1848. 
Marx, Karl, geb. 1818 in Trier, seit 
1849 dauernd in London, wo er 1883 
starb. Nach seiner Werilehre wird auch 
die menschliche Arbeitskraft als Ware 
aufgefaßt. Für diese Ware zahlt der 
Kapitalist — nach Marx' Ansicht — dem 
Arbeiter gerade nur so viel, als notwendig 
ist, um sie, die menschliche Arbeitskraft, zu 
erhalten. Die Leistungen des Arbeiters 
seien aber, meint Marx, mehr wert, und 
dieses Mehr werde ihm vom Kapitalisten 
entzogen. 
Maßmann, Germanist und Förderer des 
Turnwesens, 1797—1874. 
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