Das alte Rom und seine Bewohner.
Von Ludwig Friedländer.
Noch gegen Ende der Königszeit glich Rom, trotz seiner bereits be¬
trächtlichen Ausdehnung, welche durch den Gang der Servianischen
Mauer bezeichnet ist, in manchen wesentlichen Zügen einem Pfahldorf.
Noch wurden im Innern der Stadt Landwirtschaft und Viehzucht ge¬
trieben. Um die aus Lehm, Stroh oder Holz aufgeführten Wohnstätten
lag Unrat von Menschen und Vieh und zerbrochenes Haus- und Acker¬
gerät umher. Auf den ungepflasterten Straßen wandelte man im Som¬
mer in Staubwolken, im Winter im Kot.
Die Mängel der späteren Anlage der Stadt werden von den Alten
auf den nach dem gallischen Brande (390 v. Chr.) planlos und tumultua-
risch betriebenen Neubau zurückgeführt. Die Quartiere waren unregel¬
mäßig, die Gassen eng und gewunden, die Häuser standen vielfach in
gedrängten Massen. Ziegeldächer wurden nur sehr allmählich allgemein,
die Deckung mit Holzschindeln erhielt sich bis zum Kriege mit König
Pyrrhos, ein Beweis für den damaligen Waldreichtum Italiens, in dem
Rom in der Folgezeit mit seinen aus Fachwerk hoch aufgetürmten, so
oft abbrennenden Miethäusern gewaltig aufräumte. Noch viel später
wurde ein Anfang zur Pflasterung der städtischen Straßen gemacht; die
erste bekannte Fahrstraße ist 237 v. Chr. angelegt worden. Begann nun
Rom auch nach und nach seinen dorsartigen Charakter abzulegen, so er¬
folgten doch die Verschönerungen so langsam und vereinzelt, daß noch am
Hofe Philipps von Makedonien (174) die römerfeindliche Partei über
das unschöne Aussehen der Hauptstadt Italiens spotten konnte.
Eine neue Zeit führte Sulla herauf, ein Vorläufer der Monarchie
auch auf diesem Gebiete. Er brach den Bann, der so lange die Entwick¬
lung der Stadt aufgehalten hatte, indem er die Stadtgrenze hinaus¬
schob und so, jenseits der bisherigen Grenze, im Norden einen vornehmen
Stadtteil schuf.
Einen großartigen Aufschwung nahm das Bauwesen in Rom unter
Augustus ... Erst jetzt wurde das edle Material der Brüche von Carrara
massenhaft bei Bauten verwendet. Erfolgte nun die Verschönerung
Roms zunächst in umfassendster Weise durch öffentliche Anlagen und
Sckimieder, Lektüre III. 6