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Depesche lautete: „Der Königin Augusta Berlin. Auf dem Schlachtfeld 
vor Sedan 1. 9. 70. 7x/4 Uhr. Die französische Armee ist in Sedan ein¬ 
geschlossen und der Kaiser Napoleon hat mir seinen Degen angeboten. 
Ich habe ihn angenommen und verlange die Kapitulation der Armee als 
Kriegsgefangene. Gott hat uns sichtlich gesegnet. Wilhelm." Menschen, 
die sich vorher nie gekannt hatten, sanken sich jubelnd in die Arme, nnd 
des Dankens und Preisens war kein Ende. Ebenso bei der Nachricht von 
der Krönung König Wilhelms zum Deutschen Kaiser. Ein lang gehegtes 
Sehnen des Volkes war damit in Erfüllung gegangen. 
Im Februar 1871 wurde Waffenstillstand geschlossen, und am 23. März 
kehrte das 5. Badische Regiment nach glorreichen Siegen in seinen Stand¬ 
ort zurück. Wir Jungens gingen dem Regiment bis St. Georgen entgegen 
und baten die Soldaten, uns doch ihre Gewehre ein Stück weit tragen 
zu lassen. Der feierliche Einzug fand unter dem Geläute aller Glocken 
durch das Martinstor und die Kaiserstraße statt, die auf das prächtigste 
beflaggt und bekränzt war. Mit einem wahren Regen von Blumen nnd 
Kränzen wurden die Sieger überschüttet. 
Der Schreiber dieser Jugeudennnernngen ist inzwischen General 
geworden. Sein höchster Wunsch ist es, daß er noch einmal solche schöne 
begeisterungsvolle Zeit erleben dürfte wie in seiner Jugend. 
Berthold von Deimling, Generalleutnant und Kommandeur der 29. Division 
29. Aar die Natur bietet. 
Es gibt einen Schatz von unendlicher Größe und Reichhaltigkeit, 
der in gleicher Weife dem Armen wie dem Reichen zur Verfügung steht, 
vor dem es keinen Unterschied zwischen alt nnd jung, hoch und niedrig 
gibt. Das ist die Natur. Wer es gelernt hat, Belehrung uud Freude 
aus der Natur zu schöpfen, für den gibt cs keine Langeweile mehr, jeder 
Spaziergang ist ihm ein Genuß, und auch zu Hause findet er Beschäftigung 
genug. Ihn erfreuen nicht nur großartige Landschaftsbilder, sondern auch 
der dürftigste Wieseugrabeu bietet ihm eine Fülle des Interessanten uud 
Schönen. Denn überall gibt es Pflanzen und Tiere, deren Leben und 
Treiben zu beobachten von unendlichem Reiz ist. Solche Dinge kann aber 
nur der Naturkenner finden, die inneren und kleinen Schönheiten der 
Natur offenbaren sich nur dem, der sie zu finden weiß. Gewiß wird jeder, 
der ein offenes Herz hat, an Spaziergängen in der Natur Freude haben, 
aber stets ist die Freude des Naturkenners ungleich höher. In einem 
unscheinbaren Pflänzchen, das jener garnicht sieht, erkennt dieser eine seltene 
und interessante Art, die ihm das Herz höher schlagen läßt. Kleine trichter¬ 
förmige Vertiefungen im Sande verraten dem Naturkenner, daß hier ein 
interessantes Insekt, der Ameisenlöwe, sein Wesen treibt. Wer die Vogel¬ 
stimmen kennt, hat deswegen einen besonderen Genuß beim Anhören des
	        
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