Full text: Zur deutschen Geschichte (Teil 1)

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Licht und Fackeln kommen, 
Geben düstern Schein: 
In einander verschwommen 
Blinken Blut und Wein; 
Überall im Saale 
Leichen in buntem Gemisch, 
Stumm, vor seinem Mahle, 
Sitzt der Tod am Tisch. 
Buttler aber wie Wetter 
Donnert jetzt: „Laßt sie ruhn! 
Das sind erst die Blätter, 
An die Wurzel nun!" 
Bald in Schlosses Ferne 
Hört man's krachen und schrein; - 
Schau nicht in die Sterne, 
Rette dich, Wallenstein! 
Th, Fontane. 
129. Wach dem dreißigjährigen Kriege. 
Gottlob, nun ist erschollen 
Das edle Fried- und Freudenwort, 
Daß nunmehr ruhen sollen 
Die Spieß und Schwerter und ihr Mord. 
Wohlaus und nimm nun wieder 
Dein Saitenspiel hervor! 
O Deutschland, singe Lieder 
Im hohen, vollen Chor. 
Erhebe dein Gemüte 
Zu deinem Gott und sprich: 
Herr, deine Huld und Güte 
Bleibt dennoch ewiglich. 
Paul Gerhardt. 
Vgl. M. Rinkart: Nun danket alle Gott. — Siegm. von Birken: Edler Friede, 
sei gegrüßet. Nun, so bist du endlich kommen, o du lang gewünschter Tag. — Paul Gerhardt: 
Nun laßt uns gehn und treten. 
130. Volkslieder.*) 
I. 
Gott, welchem hie alle Ding 
Wohl seind bewußt, groß und gering! 
Wir Hand im Haus nunmehr kein Brot, 
Wem sagen wir in solcher Not: 
Da. 
Gib uns? Dann zu dir, lieber Herr, 
Wir hoffen all, dieweil nunmehr 
Wucher und Geiz nimmt überhand, 
So verleih uns in diesem Stand 
Pacem. 
Fried, Einigkeit, doch willtu mehr 
Strafen all unser Sünde schwer 
Mit Pestillenz, Theurung, Krieg, Schad, 
Wir Hand verschuldt solch Ungenad. 
Domine. 
Herr, unser Vorfahren allsamn 
Solche Bosheit, Schand nie vernahmn, 
List und Betrug, Ungrechtigkeit, 
Als wir oft sehn mit Herzeleid 
In diebus nostris. 
In unsern Tagen wir seind beschwert 
Mit Arbeit viel, Zins ausgeleert, 
Unser Gesind muß bettlen gehn, 
Wir haben heut nie Brot geseh'n. 
*) Vgl. Magdebnrgisch Hochzeitlied. Von Gottes Gnaden bin ich Gustav Adolph ge¬ 
nannt. Hört zu, ihr Helden alle (auf Tilly's Tod). P. Fleming: O du zweimal wüstes 
Land. M o sch er o sch: Verleih uns Frieden gnädiglich. And r. G ryphiu s: Thräuen 
des Vaterlandes. Joh. Rist: An sein geliebtes und ehemals glückseliges Vaterland. Martin 
Opitz: Trostgedicht in Widerwärtigkeiten des Krieges.
	        
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