389
Fig- 3.
76cm
21. Das Barometer zeigt den Luftdruck an. Der berühmte Torri-
cellische Versuch (S. 400) zeigt uns, daß die Luft einer Quecksilbersäule
von 76 cm Höhe das Gleichgewicht hält (Fig. 3). Das ist je¬
doch nicht immer der Fall. Bisweilen trägt die Lust 1—2 cm
weniger, bisweilen ebensoviel mehr. Weil diese Schwankungen
des Luftdruckes für die Wetterkunde von großer Bedeutung
sind, beobachtet man sie an einer Q-sörmigen, mit Quecksilber
angefüllten Glasröhre, deren kurzer Schenkel mit der Luft in
offener Verbindung steht. Der längere ist oben zugeschmolzen
und hat über dem Quecksilber einen luftleeren Raum. Wie
eine mehr belastete Wagschale herabsinkt, so wird das Queck¬
silber im offenen Schenkel durch größeren Luftdruck abwärts
gedrückt; im geschloffenen, (wo man den Barometerstand abliest),
muß es also steigen. Das Gegenteil findet statt, wenn der
Luftdruck geringer wird. Wer aus dem Barometerstand für
die Wettervorhersage einigermaßen richtige Schlüsse ziehen will,
muß die Luftdruckverteilung über ein größeres Gebiet kennen.
Diesem Zwecke dienen die Wetterkarten.
22. Die Wetterkarten, nach Depeschen der Deutschen
Seewarte entworfen, sind den meisten Abendzeitungen beigegeben.
Sie wollen uns zeigen, wie es morgens 8 Uhr mit dem Luft¬
druck über West- und Mitteleuropa aussah. Auf ihnen fallen
uns zunächst unregelmäßig verlaufende Linien auf. Sie ver¬
binden die Orte mit gleichem Barometerstand und heißen daher
Isobaren (d. h. Linien gleicher Schwere). Die Worte „Hoch"
und „Tief" bezeichnen die Stellen der Erdoberfläche, an denen
der Luftdruck größer oder geringer war als ringsum in den
Nachbargebieten (Maximum und Minimum). Weil sich in der Luft der Druck
nach allen Richtungen fortpflanzt, muß die unter stärkerem Druck stehende
Luft in das Minimum hineingepreßt werden. Der Wind weht also dem
Minimum zu. Wegen der Erddrehung geschieht das nicht in geraden Linien,
sondern in spiralförmigen Wirbeln, die entgegengesetzt der Uhrzeigerrichtung
verlaufen. Daraus ergibt sich das wichtigste Gesetz der ganzen Wetterkunde:
Hat man das Minimum zur Linken und das Maximum zur Rechten,
so kehrt man dem Winde den Rücken. Nun wird es begreiflich, warum
die so häufigen Minima in der Nähe der britischen Inseln südwestliche und
westliche Winde erzeugen, also schlechtes Wetter bringen.
23. Die Feuchtigkeit der Luft. Von der Windrichtung hängt es haupt¬
sächlich ab, ob wir feuchte oder trockne Luft haben. (Beweis!). Ganz
ohne Wafferdampf ist die Luft aber niemals, selbst bei heiterstem Wetter
nicht. Je wärmer die Lust ist, um so mehr Wafferdampf vermag sie auf¬
zunehmen. Trockne Luft ist unserer Gesundheit nachteilig weil sie unseren
Lungen begierig Wasser entzieht. Daher ist es von Wichtigkeit für Wetter¬
kunde und Gesundheitspflege, daß man den Feuchtigkeitsgehalt der Luft er¬
kennen und messen kann. Diesem Zwecke dienen: das Haarhygrometer und
Torricellis
Versuch.