Full text: Nicolaisches Realienbuch

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Fig- 3. 
76cm 
21. Das Barometer zeigt den Luftdruck an. Der berühmte Torri- 
cellische Versuch (S. 400) zeigt uns, daß die Luft einer Quecksilbersäule 
von 76 cm Höhe das Gleichgewicht hält (Fig. 3). Das ist je¬ 
doch nicht immer der Fall. Bisweilen trägt die Lust 1—2 cm 
weniger, bisweilen ebensoviel mehr. Weil diese Schwankungen 
des Luftdruckes für die Wetterkunde von großer Bedeutung 
sind, beobachtet man sie an einer Q-sörmigen, mit Quecksilber 
angefüllten Glasröhre, deren kurzer Schenkel mit der Luft in 
offener Verbindung steht. Der längere ist oben zugeschmolzen 
und hat über dem Quecksilber einen luftleeren Raum. Wie 
eine mehr belastete Wagschale herabsinkt, so wird das Queck¬ 
silber im offenen Schenkel durch größeren Luftdruck abwärts 
gedrückt; im geschloffenen, (wo man den Barometerstand abliest), 
muß es also steigen. Das Gegenteil findet statt, wenn der 
Luftdruck geringer wird. Wer aus dem Barometerstand für 
die Wettervorhersage einigermaßen richtige Schlüsse ziehen will, 
muß die Luftdruckverteilung über ein größeres Gebiet kennen. 
Diesem Zwecke dienen die Wetterkarten. 
22. Die Wetterkarten, nach Depeschen der Deutschen 
Seewarte entworfen, sind den meisten Abendzeitungen beigegeben. 
Sie wollen uns zeigen, wie es morgens 8 Uhr mit dem Luft¬ 
druck über West- und Mitteleuropa aussah. Auf ihnen fallen 
uns zunächst unregelmäßig verlaufende Linien auf. Sie ver¬ 
binden die Orte mit gleichem Barometerstand und heißen daher 
Isobaren (d. h. Linien gleicher Schwere). Die Worte „Hoch" 
und „Tief" bezeichnen die Stellen der Erdoberfläche, an denen 
der Luftdruck größer oder geringer war als ringsum in den 
Nachbargebieten (Maximum und Minimum). Weil sich in der Luft der Druck 
nach allen Richtungen fortpflanzt, muß die unter stärkerem Druck stehende 
Luft in das Minimum hineingepreßt werden. Der Wind weht also dem 
Minimum zu. Wegen der Erddrehung geschieht das nicht in geraden Linien, 
sondern in spiralförmigen Wirbeln, die entgegengesetzt der Uhrzeigerrichtung 
verlaufen. Daraus ergibt sich das wichtigste Gesetz der ganzen Wetterkunde: 
Hat man das Minimum zur Linken und das Maximum zur Rechten, 
so kehrt man dem Winde den Rücken. Nun wird es begreiflich, warum 
die so häufigen Minima in der Nähe der britischen Inseln südwestliche und 
westliche Winde erzeugen, also schlechtes Wetter bringen. 
23. Die Feuchtigkeit der Luft. Von der Windrichtung hängt es haupt¬ 
sächlich ab, ob wir feuchte oder trockne Luft haben. (Beweis!). Ganz 
ohne Wafferdampf ist die Luft aber niemals, selbst bei heiterstem Wetter 
nicht. Je wärmer die Lust ist, um so mehr Wafferdampf vermag sie auf¬ 
zunehmen. Trockne Luft ist unserer Gesundheit nachteilig weil sie unseren 
Lungen begierig Wasser entzieht. Daher ist es von Wichtigkeit für Wetter¬ 
kunde und Gesundheitspflege, daß man den Feuchtigkeitsgehalt der Luft er¬ 
kennen und messen kann. Diesem Zwecke dienen: das Haarhygrometer und 
Torricellis 
Versuch.
	        
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