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196. Farnöour, schlag an.
Tambour, schlag an. Laß hoch die Fahnen ragen,
Ein Sturmwind braust herauf aus alten Tagen,
Und alte Wunden bluten neu —
Wie Geisterruf hör' ich's bei Nachtzeit klagen:
Sind Friedrich schon und Blücher Märchensagen?
Starb deutsche Ehre schon und deutsche Treu?
Hält Euch ein Korse wiederum in Bann?
Hellauf, es will der Morgen tagen —
Tambour, schlag an!
Tambour, schlag an. Laßt donnern die Kanonen,
Was liegt uns an Hispaniens Land und Thronen.
Heut gilt's das deutsche Kaiserreich! —
Daß wir im Lande deutscher Freiheit wohnen,
Daß einig wurden vierzig Millionen,
Das machte Gallien krank und frech zugleich.
Und wenn ein Strom von Heldenblut verrann,
Macht Raum den deutschen Bataillonen —
Tambour, schlag an!
Tambour, schlag an. Laßt satteln Eure Pferde,
Für Eure Ehre gilt's, für Eure Herde,
Wenn nicht erlosch die letzte Glut!
Daß nicht der Wahnwitz siege auf der Erde,
Daß Deutschland nicht von neuem Sklavin werde,
Zerschmettert endlich die Cäsarenbrut!
Tod ihm, der Netze um Europa spann,
Tod seiner Gladiatorenherde,
Tambour, schlag an.
Tambour, schlag an. Laßt Sturm die Glocken läuten,
Nehmt ab die Hochzeitmyrten Euren Bräuten,
Ein blutig Werben gilt's allein —
Und wenn die Wölfe nah'n in Löwenhäuten,
Lehrt sie, was deutsche Schläge heut bedeuten.
Wenn and're auch vom Schrecken starr wie Stein,
Gefeit dagegen sei der deutsche Mann,
Die Freiheit gilt es zu erbeuten —
Tambour, schlag an.
Tambour, schlag an. Laßt hundert Brücken bauen,
Und wenn am Rhein die Wetterwolken brauen,
Singt heute noch die Loreley —
Ich hör' ein Lied voll Wollust und voll Grauen,
Und will ein Casar ihren Tönen trauen,
Berauscht von ihrer Zaubermelodie,
Daß er im Sieg den Rhein und sie gewann:
Dann rauscht' es auch in Deutschlands Gauen —
Tambour, schlag an.