Full text: Zur deutschen Geschichte (Teil 1)

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Und auf dem grünen Rasen, 
Ihr Treuen, spannt mein Zelt, 
Auf daß in Frieden ruhe 
Der Herrscher einer Welt. 
Schon rauscht des Rheines Welle 
Ein sanftes Schlummerlied, 
Und leichter wird sich schließen 
Mein Auge, trüb und müd." 
Es sprachs der kranke Kaiser, 
Da wird erfüllt sein Wort, 
Man trägt ihn auf ein Lager 
Am kleinen Jnselport. *) 
Wie blaß sind seine Wangen, 
Wie todesmatt sein Blick, 
Er richtet ihn voll Trauer 
Nach Ingelheim zurück. 
Und auf den Zinnen leuchtet 
Der letzte Abendsirahl, 
Die hundert Säulen schimmern 
Am stolzen Kaisersaal; 
Da fühlt der fromme Ludwig, 
Daß seine Stunde schlägt, 
Er betet lang' und leise 
Und sagt, von Schmerz bewegt: 
„Seht, wie der Glanz der Säulen 
Verschwunden ist in Nacht, — 
Bald wird auch so vergehen 
Der Karolinger Macht! — 
Sagt meinen fernen Söhnen 
In Wehr und Waffen wild, 
Daß sie dies Herz gebrochen, 
Zu weich und vatermild. 
Doch will es gern vergeben, 
Vergessen muß es bald 
Der Erde Lust und Schmerzen, 
Haß, Liebe und Gewalt! 
Ihr Ritter, nehmt die Krone, 
Umglänzt von nicht'gem Schein, 
Lothar soll sie empfangen, 
Er wird nun Kaiser sein. 
Und bringt ihm auch den Scepter, 
Zu schwer oft meiner Hand, 
Bringt ihm den Purpurmantel, 
Mir gnügt ein Sterbgewand. 
Denn nun zum dritten Male 
Vom stolzen Kaiserthron, 
Doch ach, ins Grab hernieder 
Steigt, großer Karl, dein Sohn! 
Aus — aus —“ sein Auge sinket 
Umhüllt von Todesnacht, 
Er hat den Kampf bestanden, 
Er hat den Sieg vollbracht. 
Doch um die Königsleiche 
Knien traurig und voll Schmerz 
Die Ritter zum Gebete 
Für das gebrochne Herz. 
Adelheid von Stolterfoth. 
Sonifacius. 
Unter den Missionaren in Deutschland ist der bedeutendste und verdienteste der angel¬ 
sächsische Mönch Winfried, Bonifacius d. H. Wohlthäter. Geboren in Kirton in der englischen 
Grafschaft Wessex, wirkte er unter den heidnischen Friesen, Thüringern, Hessen. Doch war sein 
Hanptstreben, die schon bekehrten, aber romfreien britischen Missionsgemeinden in Deutschland 
Rom zu unterwerfen. Erzbischof von Mainz 745. St. Bonifacius Apostolus Germanorum. 
t 755, 5. Juni, begraben in Fulda. 
39. Der Wonifaciusfets. 
Aus Albion der edle Winfried kam, 
Voll von dem Geist des Herrn; 
Und über ihm erglänzte wundersam 
Ein Heilger Glaubensstern. 
Auf diesem Fels gestanden 
Hat er im Morgenrot, 
Verkündend allen Landen 
Des Heilands Opfertod. 
Ob auch die Schar der Heiden ihn umgab, 
Ihn schreckte nicht ihr Drohn; 
Er stützte sich auf seinen Kreuzesstab 
Und sprach den Götzen Hohn. 
Er stand wie eine Flamme, 
Die hoch zum Himmel schlägt, 
Und predigte vom Lamme, 
Das der Welt Sünde trägt. 
Einer kleinen Insel, Ingelheim gegenüber. 
3*
	        
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