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Steh' auf, steh' auf von Becher, Spiel und Tanz,
Wirf weg dein Schwert, nimm den Rosenkranz;
Wirf weg den Panzer, er schützt dich nicht,
Dich fordert vor Gericht
Die Feme, die Feme.
Und warst du auch des Kaisers Sohn,
Nicht Fürstenhut, nicht Grasenkron',
Nicht Insul*) schützet dich, noch Stab,
Ich sag' dich achtig und sag' dich ab,
Aus ist das Grab!
Mit gichtischem Mund, mit zuckendem Blick
Verfallt dein achtig Haupt dem Strick;
Dem Feinde vergeb' ich dein Kind, dein Weib,
Den Vögeln deinen Leib —
Gott gnade deiner Seele! Hermann Lmgg.
69. Die Johanniter.
Herrlich kleidet ste euch, des Kreuzes furchtbare Rüstung,
Wenn ihr, Löwen der Schlacht, Accon und Rhodus beschützt,
Durch die syrische Wüste den bangen Pilgrim geleitet,
Und mit der Cherubim Schwert steht vor dem heiligen Grab.
Aber ein schönerer Schmuck umgiebt euch, die Schürze des Wärters,
Wenn ihr, Löwen der Schlacht, Söhne des edelsten Stamms,
Dient an des Kranken Bett', dem Lechzenden Labung bereitet,
Und die niedrige Pflicht christlicher Milde vollbringt.
Religion des Kreuzes, nur du verknüpfest in Einem
Kranze der Demut") und Kraft doppelte Palme zugleich.
Schiller.
70. Lied
Ihr Bürger, auf von nah und fern,
Schwingt gleich den Männern von Luzern
Den Morgenstern.
Laßt wallen die Paniere,
Laßt fallen die Vistere,
Auf gegen die Herrn!
Zum Galgen und aufs Hochgericht,
Wer unsres Kaisers Frieden bricht;
Wir ruhen nicht,
der Städte.
Als bis dem letzten Ritter
Sein Wappenschild in Splitter,
Bis jede Kette bricht.
Seht hin, wo jener Turm gebaut,
Wo jene finstre Mauer graut,
Dort klagte laut,
Dort rang die wunden Hände
Um taube Kerkerwände
Des freien Bürgers Braut.
*) Bischofsmütze.
**) Das Banner der Tempelherren, schwarz-weiß, trug die Inschrift: Nicht uns, o Herr,
nicht uns, sondern deinem Namen gieb Ehre.