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Eöun' in der Hütt' ihm einen Zufluchtsort!"
Er schwieg. Doch Amras Herz blieb ohn' Erbarmen.
„Nimm," sprach der Geizhals, „jenes Geißfell dort;
Das reich' ihm, seine Bloße zu bedecken!
Alsdann geleit' ihn gleich hinaus zum Flecken!"
-5. Dem Knaben ging das Herz von Wehmnt über.
Er schnitt das Geißfell in der Mitt' entzwei;
And als ihn Amra schalt, da sprach er: „Lieber,
Du bist betagt. Wer weiß, wie bald — verzeih! —
So geht dein Weg an meiner Thür vorüber.
Ein gutes Geißfell hat der Hälften zwei;
Davon gehört die eine hier dem Alten,
Die andre dir; die will ich aufbehalten."
-6. Und Amra stand und sann mit düstern Mienen
Dem hohen Sinne dieser Worte nach;
Und so entrüstet er zuvor geschienen,
So liebreich gab er seinem Kinde nach
Noch lag das halbe Geißfell zwischen ihnen.
Er sah es an. Sein Herz im Busen brach;
Es überfloß von Scham und von Erbarmen.
Er ging hinaus, den Vater zn umarmen.
39. Der gerettete Jüngling.
St. Johannes ans dem öden Pathmos
Wiederkehrend war, was er gewesen,
Seiner Herden Hirt. Er ordnet' ihnen
Wächter, auf ihr Innerstes aufmerksam.
In der Menge sah er einen schönen
Jüngling; fröhliche Gesundheit glänzte
Vom Gesicht ihm, und aus seinen Augen
Sprach die liebevollste Feuerseele.
„Diesen Jüngling," sprach er zu dem Bischof,
10. „Nimm in deine Hut! Mit deiner Treue
Stehst du mir für ihn! Hierüber zeuge
Mir und dir vor Christo die Gemeine."
Und der Bischof nahm den Jüngling zu sich,
Unterwies ihn, sah die schönsten Früchte
In ihm blühn, und weil er ihm vertraute,
Ließ er nach von seiner strengen Aufsicht.
Und die Freiheit war ein Netz des Jünglings.
Angelockt von süßen Schmeicheleien,
Ward er müßig, kostete die Wollust,
20. Dann den Reiz des fröhlichen Betruges,
Dann der Herrschaft Reiz; er sammelt' um sich
Seine Spielgesellen, und mit ihnen
Fair