Object: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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kennen, und wählten den Kurfürsten Friedrich von der Pfalz zu ihrem König. 
Jetzt entbrannte der Krieg. Die Katholiken hatten schon früher ein Bündnis ge— 
schlossen. Ihr Haupt war der Kurfürst von Bayern. Diesem Bunde trat der 
Kaiser bei, und Tilly, der Feldherr des Kurfürsten, rückte mit einem Heere in Böhmen 
ein. Am weißen Berge kam es zur Schlacht. Friedrich wurde geschlagen. 27 der 
vornehmsten böhmischen Protestanten mußten bald darauf unter dem Beile des Hen— 
kers bluten. Unzählige aus dem Volk hatten dasselbe Schicksal; 36000 Familien 
wanderten aus, und die evangelischen Prediger wurden des Landes verwiesen. 
3. Niederlage der Protestanten. (Wallenstein.) Tilly drang nun immer 
weiter nach Norden vor und erfocht Sieg auf Sieg. Der Kaiser aber besaß kein 
eignes Heer. Er hatte alle Siege dem Heere der verbündeten katholischen Fürsten 
zu verdanken. Da erbot sich ein reicher Edelmann, Namens Wallenstein, ihm 
unentgeltlich ein Heer von 20000 Mann zu stellen. Der Kaiser nahm das 
Anerbieten an, und in kurzer Zeit stand das Heer schlagfertig da. Wallenstein 
erhielt den Oberbefehl. Er eroberte bald ganz Norddeutschland und drang bis 
zur Ostsee vor. Als ihm die evangelisch gesinnte Hansastadt Stralsund die Thore 
verschloß, rief er aus: „Und wenn sie mit Ketten an den Himmel gebunden 
wäre, so müßte sie doch herunter!“ Aber hier scheiterte zum erstenmal sein Glück. 
Er mußte die Belagerung aufgeben und mit empfindlichem Verluste abziehen. 
4. Wiedererstattungsbefehl. Inzwischen hatte der Kaiser den Befehl gegeben, 
daß die Protestanten alle eingezogenen Kirchengüter herausgeben und die katholi— 
schen Fürsten das Recht haben sollten, ihre protestantischen Unterthanen mit Ge— 
walt zum katholischen Glauben zurückzuführen. Ein Schrei der Entrüstung ging 
durch das protestantische Deutschland. Magdeburg wagte es, sich dem Befehle 
zu widersetzen. Schon rückte Pappenheim, Wallensteins Feldherr, heran, um das 
„Ketzernest“ zu zerstören. Da aber wurde plötzlich Wallenstein gestürzt. 
5. Wallensteins Absetzung. Schon lange war nämlich Wallenstein wegen 
seines unerhörten Übermutes bei den Fürsten verhaßt. Sein Heer verübte die 
größten Grausamkeiten. Wenn die Soldaten in ein Dorf kamen, durchsuchten 
sie jedes Haus, jeden Winkel. Die Thüren wurden eingeschlagen, Kisten und Koffer 
erbrochen, Gänse, Hühner und Eier geraubt. Durch die schrecklichsten Folter— 
qualen wurde den Bewohnern der letzte Heller abgepreßt. Auf dem Kurfürsten— 
tage zu Regensburg (1630) forderten daher die Fürsten mit Ungestüm die Ent— 
lassung Wallensteins. Mit schwerem Herzen fügte sich der Kaiser und willigte in 
Wallensteins Absetzung. Zur Erstürmung Magdeburgs rückte nun Tilly heran. 
6. Gustav Adolf, der Retter in der Not. Endlich, in der höchsten Not der 
Evangelischen, nahte ihnen auch der Retter. Das war Gustav Adolf, König von 
Schweden. Als er von der Not der Evangelischen in Deutschland hörte, beschloß er, 
ihnen Hilfe zu bringen. Mit nur 15000 Mann seiner Truppen landete er in 
Pommern. Er selbst war der erste, der in Usedom ans Land stieg. Hier warf er 
sich im Angesichte seines Heeres auf die Knie nieder und betete. Als er sah, daß 
sich die Augen seiner Offiziere und Soldaten mit Thränen füllten, sprach er: „Weinet 
nicht, sondern betet! Je mehr Betens, desto mehr Sieg. Fleißig gebetet, ist halb 
gefochten.“ Zuerst vertrieb er die Kaiserlichen aus Pommern, Mecklenburg und 
Brandenburg. Da hörte er von der Belagerung Magdeburgs durch Tilly. Sofort 
beschloß er, der Stadt zu Hilfe zu kommen. Aber der Kurfürst von Brandenburg 
mißtraute ihm und wollte ihm den Durchzug durch sein Land nicht gestatten. 
Endlich jedoch willigte er ein, und Gustav Adolf rückte nun auf Magdeburg los. 
7. Zerstörung Magdeburgs. (1631.) Schon mehrere Wochen wurde das 
protestantische Magdeburg von Tilly belagert. Gustav Adolf hatte der Stadt einen 
trefflichen Kommandanten gegeben, den Obersten Falkenberg. Aber dieser besaß 
Kahnmeyer u. Schulze, Realienbuch 0 v
	        
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