Full text: Kommentar zu Serie III der Kulturgeschichtlichen Bilder (H. 3)

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Lebensweise, so daß schon im 4. Jahrhundert viele Tausend „Väter der 
Wüste" ein Mönchsleben führten.* Durch die Mönche im Gefolge des 
verbannten Athanasius wurde das Mönchstum auch nach dem Abendlande 
verpflanzt und gewann namentlich infolge der Empfehlung und Beförderung 
eines Ambrosius zu Mailand, Hieronymus von Rom, Joh. Cafsianus zu 
Massilia, Augustin in Afrika bald eine große Zahl Anhänger. „Im 
tiefsten Grunde der menschlichen Natur lebt ja ein instinktartiger, obwohl 
unklarer und flüchtiger Zug nach Zurückgezogenheit und Einsamkeit." Ob¬ 
wohl Christus selbst sich weder durch Ungeselligkeit, noch finstere, menschen¬ 
feindliche Grnndsätze, weder durch sonderbare Kleidung, noch dnrch Bu߬ 
übungen ausgezeichnet hatte, faßte man doch so manches feiner Worte als 
Mahnung auf, ein Leben der Enthaltsamkeit zu führen, so z. B. Matth. 17, 21. 
19, 12, 21, 29. Damit hing zusammen, daß sich mit dem Mönchsleben der 
Begriff der Heiligkeit verbunden hatte. „Wie wenn die gewöhnlichen Ver¬ 
hältnisse des praktischen Lebens viel zu gering und zu niedrig wären, um 
in ihnen die echt christliche Gesinnnngs- und Handlungsweise zu üben, ent¬ 
rückte man das Christentum dem Kreise, welchen es nach seiner allgemein 
menschlichen und populären Bestimmung sich am wenigsten beschränken lassen 
konnte." lBaur.) So führte besonders die leitende Idee von der hohen 
Vollkommenheit des Klosterlebens viele in die heiligen Mauern. Gemeine 
Leute gewannen im Kloster offenbar mehr, als sie in der Welt verloren — 
Bauern, Leibeigene, Handwerker kamen ans der Armut und Verachtung in 
einen Stand der Ehre. Auch die unaufhörlichen Fehden, Staatsverände- 
rungen uud Verheerungen gaben manchem Veranlassung, sich in die stille 
Freistatt des Klosters zurückzuziehen, wo er nicht nur ehrwürdig und heilig, 
sondern auch sicher lebte. Uud nicht wenige endlich haben die Mönchskutte 
angezogen in banger Sorge um ihrer Seelenheil, da sie dadurch zu sühnen 
hoffen, was sie draußen in der Welt gesündigt. 
So sind auch unter den im dunklen Gewände des Ordens ehrwürdig 
zum Kapitelsaal schreitenden Brüdern neben „starken Geistern, denen das 
Kloster eine begehrte Kampfesschule ist," auch solche, die sich als „schwache, 
* Paulus von Theben in Aegypten, der auch als heimlicher Christ angeklagt worden 
und in die Wüste geflohen niar, wird gewöhnlich alb der Stifter des Einsiedlerlebens 
angesehen. Der Vater des Mönchslebens in unserm Sinne war jedoch der heilige 
Antonius (geboren 250 und gestorben 356 in Aegypten); er lebte in stetem Kampf mit 
dem Teufel, zeichnete sich durch asketische Lebensweise aus und sammelte viel Anhänger um 
sich. Pachomius, einer seiner berühmtesten Schüler, erweiterte des Antonius Mönchs¬ 
anstalten und vereinte ganze Haufen Einsiedler in gemeinschaftlichen Wohnungen (Cönobien, 
Klöstern), weshalb man ihn als den Vater der Kloster-Congregationen bezeichnet. Basilius 
("I" 379), den die griechischen Mönche und die christlichen Mönche des Orients noch heute 
als ihren Patriarchen verehren und den Großen nennen, band die Mönche durch feierliche 
Gelübde an seine Regel und führte die Mönche aus ihren Einöden in die Städte.
	        
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