Full text: Erläuterungen zu Ad. Lehmanns Kulturgeschichtlichen Bildern und Ergänzung zu jedem Geschichtslehrbuch (H. 6)

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Umfange,, nicht ohne künstlerischen Schmuck, bestimmt, das Blut 
der Opfertiere aufzunehmen (s. Bild!). 
Aus Nah und Fern sind die wehrfähigen Männer erschienen, 
um an dem Opfermahle teilzunehmen, kräftige, hohe Gestalten mit 
langen, blonden Haaren, blauen Augen, trotzigen Geberden; auch 
der Häuptling des Stammes, kenntlich an der reicheren Gewandung, 
ist zugegen. (Siehe „Aus vergangenen Tagen“, Heft I, Seite 7!) 
Schon hat der in weiße Kleider gehüllte Priester des 
Stammes1) das kurze Schwert gezückt, schon wird ihm das zum 
Opfer’2) bestimmte Roß zugeführt, da brechen auf der anderen 
Seite der Waldlichtung die Christen hervor. 
Allen voran schreitet unerschrocken Bonifatius, in prächtiger 
Gewandung, ein Holzkreuz in der erhobenen Rechte tragend. 
Ihm folgen zwei Mönche, ein jüngerer, das Evangelium3) tragend, 
und ein älterer, der wohl schon lange unter den Heiden gelebt und 
gepredigt hat. Hinter den Männern Gottes drängen sich Männer, 
trat herzu und fragte, was damit geschehen sollte. Jene anworteten, sie ■wollten 
ihrem Gotte Wodan opfern.“ (Vit. Columb. c. 27.) „Die Priesterinnen (derKimbern) 
gingen den Gefangenen mit gezückten Schwertern entgegen, bekränzten sie und 
führten sie zu einem Opferkessel von etwa 20 Amphoren Gehalt. Hier hatten 
sie eine Stiege, die eine von ihnen bestieg und über den Kessel gebeugt jedem 
empoigehobenen (Gefangenem die Kehle abschnitt. Aus dem in den Kessel 
stimmenden Blute weissagte sie, andere schnitten den Leib auf und beschauten 
die Eingeweide, indem sie den ihrigen den Sieg verkündeten.“ (Strabo VII. 2,3.) 
*) »Wird das Los von Staats wegen befragt, so nimmt der Priester des 
Staates . . . unter Anrufung- der Götter uDd im Aufblick zum Himmel dreimal 
je ein Losstäbchen. . . Glänzend weiße Rosse werden in eben den Hainen (der Götter) 
von Staats wegen gehalten, unberührt von irdischer Arbeit.“ (Tac. G. X.) „Den Wagen 
der Narthus zu berühren, steht nur dem Priester zu.“ (Tac. G. XL.) „(Dem alther¬ 
gebrachten Gottesdienste bei den Naßavalen) steht vor ein Priester in weiblicher 
Tracht.“ (Tac. G. XLIII). „Die Kimbern begleiteten weissagende Priesterinnen 
mit grauen Haaren, in weißen Gewändern, fein leinenen, durch eine Spange be¬ 
festigten Oberkleidern, ehernen Gürtel, nackten Füßen. . .“ (Strabo VII. 2,3.) 
~) „Unter den Göttern verehren sie am meisten den Mercurius (Wodan), dem 
an bestimmten Tagen auch Menschenopfer darzubringen, für Recht gilt. Den 
Mars (Saxnot oder Ziu) und den Hercules (Donar) versöhnen sie durch das Opfer 
gewisser dazu geeigneter Tiere.“ (Tac. G.IX.). „Die Alemannen verehren ihre Götter, 
indem sie ihnen Rosse opfern und Stiere und viele andere Tiere.“ (Agath. Hist. 1,7.) 
3) Erdburga (Äbtissin von Thenet) bittet Bonifatius um ein von ihr selbst 
mit goldenen Buchstaben geschriebenes Exemplar der Briefe des Petrus und fügt 
als Giund hinzu, es solle dadurch bei der Predigt den fleischlichen Gemütern 
grüßeien Respekt vor den heiligen Schriften eingeflößt werden. Rettberg I, 408.
	        
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