Full text: Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart (Teil 2)

152 Die Begründung des Deutschen Reiches. 
französischen Kürassieren und den Ulanen rechts ab und jagte zurück. 
Vor der Batterie erhielt ich zwei Schüsse, die den Helm durchbohrten, 
ohne mich ernstlich zu berühren. Der Adjutant, von zwei Kugeln ge¬ 
troffen, stürzte vorn Pferde, der eine Trompeter wurde heruntergeschossen, 
das Pferd des andern verwundet; ich sprach noch eine Weile mit dem 
Rittmeister Heister, bis auch er fiel. Eine Weile war Leutnant Lmnpbell 
an meiner Seite, bis man ihm übel mitspielte beim Versuch, die Standarte 
den französifchen Kürassieren zn entreißen, die er mit der linken Hand 
erfaßt hatte. Einige Leute hieben ihn wieder heraus. 
Nie werde ich es vergessen, wie ich, ungefähr an der Stelle, von 
der wir ausgeritten, dem ersten Trompeter, den ich fand, das Regiments¬ 
signal zu blasen befahl. Die Trompete war durchschossen, und es kam 
ein Ton heraus, der mir durch Mark und Bern ging. Auf meinen Ruf 
fanden sich von elf Zügen (fünf waren detachiert gewesen) noch drei 
zusammen. Ein traurig ernstes Biwak, das folgte. Zwei Tage darauf 
waren wir wieder im Feuer. 
Das Regiment verlor sieben Offiziere und 206 Mann. Von sämt¬ 
lichen Ofsizieren ist nachgewiesen, daß sie sich in diesseitigen Lazaretten 
befinden; nur über den Leutnant Friese, der mit zerbrochenem Schenkel 
auf dem Schlachtfelde gesehen wurde, fehlt dem Regiment Kunde. Ritt¬ 
meister Meyer und Portepeefähnrich von Stockhausen sind auf dem 
Schlachtfelde beerdigt. 
Graf Schmettern. 
20. Sedan. 
a) Napoleon gibt sich gefangen. 
Schreiben des Kaisers Napoleon. 
Monsieur mon freie! N’ayant pas pu mourir au milieu de nies 
troupes, il ne me reste qu’ä remettre mon epee aux mains de Votre 
Majeste. Je suis de Votre Majeste le bon frere 
Sedan, le 1er septembre 1870. Napoleon. 
Antwort des Königs. 
Mein Herr Bruder! Indem ich die Umstände, unter denen wir uns 
begegnen, bedaure, nehme ich den Degen Ew. Majestät an und bitte Sie, 
einen Ihrer Offiziere bevollmächtigen zu wollen, um über die Kapitu¬ 
lation der Armee zu verhandeln, welche sich so brav unter Ihrem Befehle 
geschlagen hat. Meinerseits habe ich den Grafen Moltke hierzu bestimmt. 
Ich bin Ew. Majestät guter Bruder 
Vor Sedan, den 1. September 1870. Wilhelm.
	        
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