Eine Reise nach dem Monde.
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Waffen, deren sich die Einwohner des Mondes im Kriege bedienen,
sind Rettiche, die wie Wurfspieße gebraucht werden und den, der damit
verwundet wird, augenblicklich töten. Ihre Schilde sind aus Pilzen ge¬
macht, und wenn die Zeit der Rettiche vorbei ist, so vertreten Spargel¬
stengel ihre Stelle.
Ich sah auch hier einige von den Eingeborenen des Hundssterns,
die der Äandelsgeist zu dergleichen Streifereien verleitet. Diese haben
ein Gesicht wie große Bullenbeißer. Ihre Augen stehen zu beiden
Seiten der Spitze oder vielmehr des unteren Endes ihrer Rase. Sie
haben keine Augenlider, sondern bedecken ihre Augen, wenn sie schlafen
gehen, mit ihrer Zunge. Gewöhnlich sind sie zwanzig Fuß hoch: von
den Einwohnern des Mondes aber ist keiner unter sechsunddreißig Fuß.
Der Name, den die letzteren führen, ist etwas sonderbar. Sie heißen
nicht Menschen, sondern kochende Geschöpfe, weil sie ebenso wie wir
ihre Speisen beim Feuer zurecht machen. Äbrigens nimmt ihnen das
Essen sehr wenig Zeit weg; denn sie öffnen nur die linke Seite und
schieben die ganze Portion aus einmal in den Magen hinein; dann
schließen sie wieder zu, bis nach Verlauf eines Monats derselbe Tag
wiederkommt. Sie haben mithin das ganze Jahr hindurch nicht mehr
als zwölf Mahlzeiten — eine Einrichtung, die jeder, der kein Fresser-
oder Schlemmer ist, der unseren weit vorziehen muß.
Llnter den kochenden Geschöpfen, wie auch allen übrigen Tieren, gibt
es nur ein einziges Geschlecht. Alles wächst auf Bäumen, die aber nach
ihren verschiedenen Früchten, auch an der Größe und den Blättern sich
sehr voneinander unterscheiden. Diejenigen, auf denen die kochenden
Geschöpfe oder die Menschen wachsen, sind viel schöner als die anderen,
haben große, gerade Äste und sseischfarbene Blätter, und ihre Frucht
besteht in Nüssen, die sehr harte Schalen haben und wenigstens sechs
Fuß lang sind. Wenn diese reif sind, was man an der Veränderung
ihrer Farbe sehen kann, so werden sie mit großer Sorgfalt gepflückt und
so lange, als man es für gut findet, aufgehoben. Will man nun den
Samen dieser Nüsse lebendig haben, so wirft man sie in einen großen
Kessel kochenden Wassers, und in wenigen Stunden öffnen sich die
Schalen, und das Geschöpf springt heraus.
Ihr Geist ist immer schon, ehe sie in die Welt kommen, von der
Natur zu einer besonderen Bestimmung gebildet. Aus einer Schale
kömmt ein Soldat, aus einer anderen ein Philosoph, aus einer dritten
ein Gottesgelehrter, aus einer vierten ein Jurist, aus einer fünften ein
Pächter, aus einer sechsten ein Bauer u. s. f., und jeder sängt sogleich
an, sich in der Ausübung dessen, was er vorher bloß theoretisch wußte,