Full text: (Für die fünfte Klasse) (Abteilung B, [Schülerband])

Eine Reise nach dem Monde. 
235 
Waffen, deren sich die Einwohner des Mondes im Kriege bedienen, 
sind Rettiche, die wie Wurfspieße gebraucht werden und den, der damit 
verwundet wird, augenblicklich töten. Ihre Schilde sind aus Pilzen ge¬ 
macht, und wenn die Zeit der Rettiche vorbei ist, so vertreten Spargel¬ 
stengel ihre Stelle. 
Ich sah auch hier einige von den Eingeborenen des Hundssterns, 
die der Äandelsgeist zu dergleichen Streifereien verleitet. Diese haben 
ein Gesicht wie große Bullenbeißer. Ihre Augen stehen zu beiden 
Seiten der Spitze oder vielmehr des unteren Endes ihrer Rase. Sie 
haben keine Augenlider, sondern bedecken ihre Augen, wenn sie schlafen 
gehen, mit ihrer Zunge. Gewöhnlich sind sie zwanzig Fuß hoch: von 
den Einwohnern des Mondes aber ist keiner unter sechsunddreißig Fuß. 
Der Name, den die letzteren führen, ist etwas sonderbar. Sie heißen 
nicht Menschen, sondern kochende Geschöpfe, weil sie ebenso wie wir 
ihre Speisen beim Feuer zurecht machen. Äbrigens nimmt ihnen das 
Essen sehr wenig Zeit weg; denn sie öffnen nur die linke Seite und 
schieben die ganze Portion aus einmal in den Magen hinein; dann 
schließen sie wieder zu, bis nach Verlauf eines Monats derselbe Tag 
wiederkommt. Sie haben mithin das ganze Jahr hindurch nicht mehr 
als zwölf Mahlzeiten — eine Einrichtung, die jeder, der kein Fresser- 
oder Schlemmer ist, der unseren weit vorziehen muß. 
Llnter den kochenden Geschöpfen, wie auch allen übrigen Tieren, gibt 
es nur ein einziges Geschlecht. Alles wächst auf Bäumen, die aber nach 
ihren verschiedenen Früchten, auch an der Größe und den Blättern sich 
sehr voneinander unterscheiden. Diejenigen, auf denen die kochenden 
Geschöpfe oder die Menschen wachsen, sind viel schöner als die anderen, 
haben große, gerade Äste und sseischfarbene Blätter, und ihre Frucht 
besteht in Nüssen, die sehr harte Schalen haben und wenigstens sechs 
Fuß lang sind. Wenn diese reif sind, was man an der Veränderung 
ihrer Farbe sehen kann, so werden sie mit großer Sorgfalt gepflückt und 
so lange, als man es für gut findet, aufgehoben. Will man nun den 
Samen dieser Nüsse lebendig haben, so wirft man sie in einen großen 
Kessel kochenden Wassers, und in wenigen Stunden öffnen sich die 
Schalen, und das Geschöpf springt heraus. 
Ihr Geist ist immer schon, ehe sie in die Welt kommen, von der 
Natur zu einer besonderen Bestimmung gebildet. Aus einer Schale 
kömmt ein Soldat, aus einer anderen ein Philosoph, aus einer dritten 
ein Gottesgelehrter, aus einer vierten ein Jurist, aus einer fünften ein 
Pächter, aus einer sechsten ein Bauer u. s. f., und jeder sängt sogleich 
an, sich in der Ausübung dessen, was er vorher bloß theoretisch wußte,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.