— li¬
ste, unser das Recht und ihrer das Unrecht. Das wollen wir wieder
und sie hinausjagen wie Räuber, die einbrechen. Das wollen wir
und weiter jetzt nichts, dazu zeigt Gott uns den Augenblick. Wozu
langes Fackeln? Viel Reden kühlt das heiße Blut. Was nachher,
findet sich nachher."
Ein dritter fiel ein: „Daß wir nicht hier sind, einen Milchbrei
zu essen, weiß jeder. Mag's ein heißer Brei sein, daran wir uns
den Mund verbrennen; genug, wir sind geschworen und unter uns
ist kein Hundsfott, der den Eid bricht."
„Verwirkt hat er," fiel der Anführer Wigand ein, „der tolle,
eigensinnige Knabe, ber nicht mehr Vogt sein will des Reiches, der
unsere Statuten, Satzungen, unsere alten Rechte freventlich zertritt,
ber ablig Blut vergießt um Lumpereien, ber seine Grillen uns zu Ge¬
setze geben will, verwirkt hat er bie Herrschaft. Erhebt eure Stimmen,
schreit Zeter mit tausenb Kehlen, laßt tausend Briefe es schreiben,
schickt Druckschriften burch bas Reich, klagt, um nicht angeklagt zu
werben! -— Die Fürsten überall im Reich, freilich sie möchten oben
hinaus, ben freien Abel knechten, bie Stäbte bändigen. Aber ander¬
wärts lassen sie sich nicht bändigen. Seht auf die Bündnisse im
Schwabenland, in Franken, in der Pfalz. Die Sickingen, Berlichingen,
die Kronberg, die Bremser rühren sich, sie werden den Fürsten, die
nicht mehr sind als sie, noch manche Nuß zu knacken geben. Sind
wir schlechter als die? Ja, wenn wir nicht den Mut haben, besser
sein zu wollen. Wir haben keine Burgen auf steilen Felsen, meint
ihr. So haben wir Sümpfe, Wälder, Brüche, Seen und zähen Mut.
Schaut euch um, wenn ihr doch zagt, nicht nach Abend, nach unseren
Nachbarn im Morgen. Da ist Freiheit. Erinnert euch, daß von
euren Urgroßmüttern noch slavisches Blut in euren Adern rinnt.
Der Pole hat auch einen König, aber wehe ihm, wenn er die Hand
anlegt an die Rechte des Adels. Solche Markgrafen wollen wir
dulden, selbst erkoren, aus freier Wahl hervorgegangen. Da hat der
Adel Rechte, da schirmen die Großen die Kleinen, da wagt kein Fürst,
den freien Mann unter feine willkürlichen Satzungen zu drücken. Was
hindert uns, wenn das Deutsche Reich uns nicht will, wenn es über
uns, als Stiefbrüder, die Achseln zuckt, uns dem mächtigen freien
Polen anzuschließen? Freunde und Brüder! wo es Freiheit gilt, ficht
sich's so schön mit dem krummen Säbel wie mit der graden Klinge!"