Full text: Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum

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gesehen hatte. Dem Leichnam wurde das Haupt abgeschnitten, um 
dasselbe einbalsamirt dem nacheilenden Cäsar zu übergeben. Dieser aber 
wandte sich mit Abscheu ab und vergoß Thränen über den Ausgang 
des Mannes, der einst sein Freund und Schwiegersohn gewesen war. 
In Aegypten war damals ein Thronstreit zwischen dem jungen 
Ptolemüus und seiner älteren Schwester Cleopatra; letztere, von 
jenem vertrieben, kehrte nun zurück uud wandte sich hilfesuchend an 
Cäsar. Als dieser sich für sie entschied und sie zur Mitregeutin ein¬ 
setzte, entstand der sogenannte alexandrinische Krieg, da die Anhänger 
des jungen Königs, unter ihnen sein Feldherr Achillas, dies nicht 
dulden wollten. Cäsar wurde in Alexandrien eingeschlossen und ver¬ 
theidigte sich hier nenn Monate gegen weit überlegene Streitkräfte. 
Endlich erschienen Verstärkungen aus Asien; jetzt schlugt er das feind¬ 
liche Heer vollständig, der junge König und sämmtliche Theilnehmer 
an der Ermordung des Pompejus kamen um, und Cleopatra wurde 
zur Beherrscherin des Landes erhoben. Ehe Cäsar nach Rom ging, 
eilte er nach Asien, in welches der Sohn des Mithridates, Phar- 
naees, aus seinem Reiche Bosporus eingefallen war; da derselbe dort 
bereits große Eroberungen gemacht und Cäsar's Statthalter besiegt 
hatte, so durfte er nicht unbeachtet gelassen werden. Cäsar beendigte 
den Feldzug gegen ihn in so kurzer Zeit, daß er denselben in die 
seitdem sprichwörtlich gewordenen Worte fassen konnte: Ich kam, sah 
und siegte (veni, vidi, vici). Nun ging er nach Rom, konnte aber 
dort nicht lange verweilen, da er noch einen beschwerlichen Feldzug 
zu unternehmen hatte. In Afrika nämlich hatten die tapfersten An¬ 
hänger des Pompejus, unter ihnen Cato, ein Heer zusammengebracht, 
um von hier aus den Widerstand gegen den Sieger fortzusetzen. 
Cäsar sah wohl ein, daß er seine Sache nicht für gewonnen halten 
konnte, so lange er dieselben nicht niedergeworfen hatte, begab sich 
dorthin, hatte aber vorher noch einen Aufstand seiner Soldaten zu 
dämpfen, die ihren Abschied forderten und nicht folgen wollten. Bei 
seiner Landung siel er, als er aus dem Schiffe sprang, auf die Hand, 
und als seine Soldaten dies als eine üble Vorbedeutung ansahen, 
rief er mit rascher Geistesgegenwart: „Ich halte dich fest, Afrika!" 
Bei Thapsns kam es zu einer blutigen Schlacht, in welcher Cäsar 
siegte. Die Häupter der Gegenpartei tödteten sich selbst, unter ihnen 
Cato, der nach Utica geeilt war und dort, nachdem er die Schrift 
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