der Gemahlin des Königs Amphitryon. Hera, welche die Alkmene
haßte, hielt seine Geburt auf, und so mußte er nach einem Schwure
des Zeus, daß derjenige, der an einem bestimmten Tage zuerst ge¬
boren würde, die Herrschaft erhalten solle, dem Eurystheus^ dem
Sohne seines Großoheims, dienstbar sein. Schon in seinem zartesten
Kindesalter erwies er sich als Sohn eines Gottes, indem er zwei
Schlangen, die Hera gesandt hatte, um das Kind zu todten, ergriff
und erwürgte. Als er Jüngling war und' einst in die Einsamkeit
hinausging, erschienen ihm an einem Scheidewege zwei Gestalten;
die eine, schön und lockend, verhieß ihm ein Leben voll von Freuden
und Genüssen, die andere, ernst und würdevoll, Ruhm und Ehre bei
den Menschen und Unsterblichkeit, wenn er bereit sei, unter ihrer Lei¬
tung ein Leben voll von Mühen und Gefahren zu führen. Jene
war die Wollust, diese die Tugend, d. h. nach griechischem Begriff
Männlichkeit, Tapferkeit und Hochherzigkeit. Herkules gab nach
kurzem Besinnen der letzteren die Hand und weihte sich ihr für sein
ganzes Leben. Im Aufträge des Eurystheus vollführte er nun zwölf
Heldenthaten (die sogenannten zwölf Arbeiten des Herkules). Er
erlegte den nemäischen Löwen; tödtete die lernäische Schlange oder
Hydra, ein Ungeheuer mit hundert Köpfen; fing eine der Artemis
geweihte Hindin mit ehernen Füßen; dann einen Eber, der die Ge¬
gend um beit Berg Eryrnanthns unsicher machte; reinigte an einem
Tage die Ställe des Augias, in welchen der Mist von dreitausend
Rindern aufgehäuft lag, indem er einen Arm des Flusses Alpheios
hindurch leitete; tödtete die Stymphaliden, ungeheure Raubvögel mit
eherneu Füßen unb Schnäbeln; fing einen ungeheuren Stier, der die
Fluren Kretas verheerte; brachte die Pferbe bes thracischen Königs
Diomebes, welche Menschen fraßen, nach Mycenä; bestand einen
Kampf mit dem kriegerischen Weibervolke ber Amazonen unb erbeutete
das Wehrgehänge ihrer Königin; holte die Heerben bes Riesen Ge-
ryones aus Spanien, ferner Me golbenen Aepfel aus ben Gärten
der Hesperiden, nachdem er ben Drachen getöbtet hatte, ber sie
bewachte, und brachte endlich den Cerberus, einen riesigen Hund,
den Wächter der Unterwelt, aus derselben herauf. Noch viele andere
Heldenthaten vollführte er unb vermählte sich bann mit ber Dejanira,
der Tochter des Königs Oenens; diese, ans Furcht, die Liebe ihres
Gatten zu verlieren, sandte ihm einst, als er opfern wollte, ein