Full text: Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum

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Die Grundzüge seiner Gesetzgebung waren folgende: 
Es sollten, wie bisher, zwei Könige aus dem Stamme des 
Herakles herrschen; ihnen zur Seite standen achtundzwanzig Greise, 
die das sechzigste Jahr zurückgelegt hatten; sie bildeten die Gerusia 
oder den Rath. Daneben wurden der Versammlung des Volkes 
gewisse Rechte eingeräumt, indem sie durch lauten Ruf die Beschlüsse 
des Raths annehmen oder verwerfen konnte; jeder Bürger, der das 
dreißigste Lebensjahr vollendet hatte, konnte an derselben Theil neh¬ 
men. Das sämmtliche Land theilte er in neuntausend gleiche Theile 
für die Dorier und in dreißigtausend kleinere für die unterworfenen 
Periöfen, welches die Nachkommen der alten Achäer waren. Gold- 
uud Silbermünzen zu gebrauchen verbot er; das Lebeu sollte einfach 
und nüchtern sein, weshalb auch aller Luxus in Kleidung, Wohnung 
und Nahrung verbannt war und die Männer eingehalten wurden, 
in gemeinsamen Mahlen zusammen zu speisen, bei denen die soge¬ 
nannte „schwarze Suppe" das Hauptgericht ausmachte. Die Knaben 
wurden strenge erzogen (vom siebenten Jahr an unter Aufsicht des 
Staates), an Gehorsam, Ausdauer in Beschwerden und Ertragung 
von Mühe uud Noth, selbst von körperlichen Schmerzen gewöhnt, 
damit die Spartaner schon von Jugeud auf zu einem rauhen Volk 
von Kriegern ausgebildet würden; die wissenschaftliche Bildung wurde 
deshalb vernachlässigt. Manche Kränkungen hatte Lykurg zu erdulden; 
doch führte er seine Einrichtungen glücklich durch, begab sich dann 
in's Ausland, nachdem er die Spartaner hatte schwören lassen, die 
Gesetze bis zu seiner Rückkehr zu halten, und starb dort, ohne heim¬ 
zukehren. Das Orakel zu Delphi hatte erklärt, Sparta werde unbe¬ 
siegt bleiben, so lange es Lyknrg's Gesetze befolgen werde. J'hre 
Kriegstüchtigkeit bewährten die Spartaner in der folgenden Zeit in 
den beiden Kriegen mit ihren Nachbarn, den Meffeniern, die sich 
indeß unter Anführung des Aristodemus und Aristomenes tapfer 
vertheidigten. 
Diese sogenannten messenischen Kriege, deren man zwei zählt, 
sind, wie die homerischen Erzählungen vom trojanischen Kriege, mit 
vielen erdichteten Begebenheiten und Sagen vermischt, so daß man 
sich in die alte Heroenzeit versetzt glaubt, wenn man sie liest. Die 
Messenier wurden zuletzt ganz unterjocht; ein Theil des Volkes 
wanderte aus und gründete auf Sicilien die noch jetzt vorhandene 
Stadt Messina.
	        
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