Full text: Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum

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zerstört utib das Land verwüstet. Er selbst erhielt das Ehrenrecht 
der Oberaufsicht über den Delphischen Tempel. Zwar zog er sich 
für diesmal zurück, erhielt aber bald Gelegenheit, sich von Neuem in 
die Verhältnisse Griechenlands zu mischen. Die Bewohner der Stadt 
Amphissa in Lokris hatten sich eine dem Apollo geweihte Ebene an¬ 
geeignet; dafür würbe der Krieg gegen sie beschlossen und auf Antrag 
des bestochenen Redners Aeschiues Philipp znm Oberfeldherrn ernannt. 
Er kam, eroberte Amphissa, und statt zurückzukehren, besetzte er 
die Stadt Elatea, um sich den Weg nach Böotien zu sichern. Da 
erkannten die Griechen zu spät seine Absichten und auf Demosthenes 
Rath kam ein Bündniß zwischen Athen und Theben zu Stande. 
Im folgenden Jahre (338 v. Chr.) kam es zum Kampfe; 
die Griechen waren dem Philipp an Zahl der Truppen überlegen, 
aber diesen Mangel ersetzte er durch seinen Feldherrnblick und durch 
die Geübtheit seiner Soldaten, während die Griechen von schlechten 
Anführern befehligt wurden und sie selbst schlecht bewaffnet und des 
Krieges ungewohnt waren. In der Ebene von Ehäronea in Böotien 
trafen beide Heere auf einander. Die Athener waren auf ihrem 
Flügel siegreich; aber auf der anderen Seite des Schlachtfeldes warf 
Alexander, Philipps neunzehnjähriger Sohn, die Feinde vor sich nieder 
und kam dann dem andern weichenden Flügel zur Hilfe. Die zu 
weit vorgedrungenen Athener wurden auch hier geschlagen und der 
Sieg entschied sich vollständig für die Macedonier. Den Athenern 
verzieh Philipp großmüthig nnd ließ ihnen ihre Freiheit; Theben 
mußte eine macedonifche Besatzung in die Burg aufnehmen unb sonst 
noch harte Bedingungen eingehen. Im solgenben Jahre wurde 
-Philipp bann auf einer allgemeinen Versammlung ber Griechen zu 
Korinth zum Oberfeldherrn im Krieg gegen die Perser ernannt. 
Er rüstete sich zu demselben, wollte aber, ehe er auszog, noch die 
Vermählung seiner Tochter Kleopatra mit bem Könige von EpiruS 
in Aegä feiern. Hier würbe er von einem feiner Officiere, Panfa- 
nias, ber sich vom Könige beleibigt glaubte, beim Eintritt ins 
Theater ermorbet (336). Er starb im sechs unb vierzigsten Jahre 
seines Lebens. 
Philipp war ein Mann von großen Talenten, tiefer Kenntniß 
ber menschlichen Natur unb außerorbentlichem Scharfsinn. Er war 
ein Freuub ber Wissenschaften und Künste und zeigte bie Achtung,
	        
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