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§ 2. Aie Sage von Ueneas und der Gründung Woms.
Komutus. (754 v. Chr.)
Als Troja zerstört war, floh Aeneas mit seinem Vater
Anchises, den er auf seinem Rücken aus den brennenden Trümmern
gerettet hatte, und vielen anderen Trojanern über das Meer. Nach
langen Irrfahrten kam er nach Italien, welches ihm als eine neue
Heimat verheißen war, und landete an der Westküste dieses Landes
an der Münduug des Tiher. Hier vermählte er sich mit der Tochter
des Königs Latinns, der Lavinia, nachdem er den Fürsten der Ru-
tuler, Turnus, dem die Lavinia früher versprochen war, in einem
heftigen Kriege überwunden hatte. Er gründete dann eine Stadt,
die er nach seiner Gemahlin Lavinium nannte. Sein Sohn Jnlus
oder Ascanius, der ihm in der Regierung folgte, gründete dreißig
Jahre später Alba longa. Hier regierten dessen Nachfolger; der
vorletzte derselben, Procas, hatte zwei Söhne, Nnmitor und Amulius.
Jener, der ältere, folgte seinem Vater; sein Bruder Amulius vertrieb
ihn aber, ließ seinen Sohn tobten und machte seine Tochter Rhea
Silvia zur Priesterin der Vesta (Vestalin). Als solche hatte sie das
ewige Feuer der Göttin zu hüten und durfte, so lange sie im Dienste
derselben war, nicht heirathen. Sie gebar aber dem Gotte Mars
Zwillinge, die später Romulus und Remus genannt wurden. Amu¬
lius befahl, dieselben in einer Wanne in den damals zufällig aus¬
getretenen Tiber zu tragen, damit sie umkämeu. Die Wanne blieb
aber, als das Wasser sich verlaufen hatte, auf dem Trockenen stehen.
Dorthin kam eine Wölfin, angelockt durch das Wimmern der Kinder,
und säugte sie. _ So fand sie ein königlicher Hirt, Faustulus mit
Name»; dieser brachte sie seiner Frau zum Auferziehen. Unter
Hirten wuchsen sie heran, verübten, als sie Jünglinge geworden
waren, mit denselben Räubereien und brachen einst auch in die
Heerden des Numitor ein. Remus wurde gefangen und vor Nu-
mitor gebracht; nachdem dieser auch den Romulus nebst dem Faustu¬
lus hatte kommen lassen, erkannte er aus den Gesichtszügen, dem
zutreffenden Alter und den Erzählungen des Hirten seine Enkel. Als
diese das Vorgefallene vernommen hatten, beschlossen sie, ihren
Großvater zu rächen; sie erschlugen den Amulius und' setzten den
Numitor wieder aus den Thron. Ans Dankbarkeit erlaubte ihnen
derselbe, an der Stelle, wo sie ausgesetzt waren, eine Stadt zu
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